Fahrstuhl  Als ich als Junge zu spielen anfing, habe ich gemerkt, daß die Zeit sich verändert. Ich habe das einmal Jim erzählt und er hat mir gesagt, daß alle dasselbe empfinden, und wenn man nicht bei sich ist... Das hat er gesagt, wenn man nicht bei sich ist. Aber nein, ich bin bei mir, wenn ich spiele. Ich wechsle nur den Ort.  Es ist wie in einem Fahrstuhl: du bist im Fahrstuhl und sprichst mit den Leuten und spürst gar nichts Besonderes, und derweil passierst du den ersten, den zehnten, den einundzwanzigsten Stock und die Stadt bleibt dort unten zurück und du beendest gerade den Satz, den du angefangen hattest, als du einstiegst, und zwischen den ersten Worten und den letzten liegen zweiundfünfzig Stockwerke. Als ich zu spielen anfing, merkte ich, daß ich in einen Fahrstuhl stieg, aber es war ein Fahrstuhl der Zeit, wenn ich das so sagen kann. Glaub nicht, daß ich die Hypothek oder die Religion darüber vergaß. Nur waren die Hypothek und die Religion in diesen Augenblicken wie der Anzug, den man gerade nicht anhat; ich weiß, daß der Anzug im Schrank hängt, doch du kannst mir nicht einreden, daß es diesen Anzug in diesem Augenblick gibt. Es gibt den Anzug, wenn ich ihn anziehe, und die Hypothek und die Religion gab es, als ich zu spielen aufhörte und meine Alte mit strähnigem Haar hereinkam und sich darüber beschwerte, daß ich ihr mit dieser Teufelsmusik das Gehör zerfetze.   - Julio  Cortázar, Der Verfolger. In: J.C., Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am Main 1998

Fahrstuhl (2)   Ein mumienpräparator hatte sein laboratorium im neunten stockwerk eines warenhauses eingerichtet, um ungestört arbeiten zu können. Der besonders günstige umstand, welchem er seine solitude zu verdanken hatte, war ein unerklärlicher defekt im stahlgeseile des fahrstuhls, der denselben immer wieder schon im achten stock zur umkehr zwang. . - H.C. Artmann, Das im Walde verlorene Totem. Salzburg 1970

Fahrstuhl (3)

- "Tom" 

Fahrstuhl (4) »Auch dies wird was Schönes zum Erzählen geben, wenn wir's erstmal hinter uns haben«, sag ich zu Bernadette, als wir in dem Fahrstuhl hochfahren mit Jojo im Plastiksack. Wir wollten ihn von der Dachterrasse in einen engen Hinterhof runterwerfen, so daß man am nächsten Morgen denken sollte, er wäre ein Selbstmörder oder ein Einbrecher, der einen falschen Schritt getan hat. Und was, wenn unterwegs jemand zusteigt und uns im Fahrstuhl sieht mit dem Sack? Dann würde ich einfach sagen, der Fahrstuhl wäre grad hochgeholt worden, als wir den Müll runterbringen wollten. Es war nämlich kurz vor Morgengrauen.

»Du denkst auch wirklich an alles«, sagt Bernadette.  - Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht. München 2007 (Zuerst 1979)

Fahrstuhl (5)  Als der Aufzug stoppte, machte er ein klapperndes Geräusch, das Hammond aus seiner Versunkenheit nss. Reflexartig schob er das Sicherheitsgitter zur Seite.

Und sah eine Art Käfig vor sich, der mit poliertem Messing verkleidet war und an einem dicken Drahtseil hing. Neben dem Bedienungsgriff saß ein dunkeläugiger Fahrstuhlführer in Uniform und starrte sie gleichgültig an. »Gehen Sie nicht hinein«, sagte Hammond zu Chip. »Sehen Sie sich das an, was halten Sie davon? Können Sie sich an den Aufzug erinnern, mit dem wir sonst gefahren sind, mit hydraulischem Antrieb, automatisch arbeitend, absolut geräuschlos ...«

Er verstummte. Die Manifestation begann sich aufzulösen und der vertraute Aufzug kam wieder zum Vorschein. Aber er spürte immer noch die Präsenz des anderen, alten - der sich in die Randbereiche seiner Wahrnehmung zurückgezogen hatte und nun darauf wartete, dass seine und Chips Aufmerksamkeit wieder nachließ. Er will unbedingt wieder erscheinen, dachte er. Und wir können  das lediglich verzögern, ein paar Stunden vielleicht. Der Prozess der Rückbildung wird stärker, Archaisches gewinnt schneller die Oberhand, als wir vermutet haben. Der Aufzug, den wir eben gesehen haben, muss an die hundert Jahre alt gewesen sein.

Und doch hatte er den Eindruck, dass es möglich war, den Prozess unter Kontrolle zu halten. Zumindest ist es uns gelungen, den Aufzug wieder erscheinen zu lassen, dachte er. Wenn wir alle zusammenwirken, wenn wir als Einheit fungieren, nicht nur zu zweit sind, sondern zu zwölft ...

»Was haben Sie da eben gesehen?«, fragte Chip. »Weshalb sollte ich nicht in den Aufzug gehen?«

»Haben Sie es denn nicht gesehen? Diesen antiquierten Käfig aus Messing, frühes 20. Jahrhundert? Mit dem Fahrstuhlführer auf seinem Hocker?«

»Nein.«
»Haben Sie überhaupt nichts gesehen?«

»Doch, das hier.« Chip zeigte auf den Aufzug. »Den Aufzug, den ich jeden Tag sehe, wenn ich zur Arbeit gehe.« Er trat in die Kabine, drehte sich um und sah Hammond an.

Also beginnen unsere Wahrnehmungen in verschiedene Richtungen zu laufen, dachte Hammond  - (ubik)     

 

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Verwandte Begriffe
Tragstuhl

Synonyme
Paternoster Aufzug