Fahrradsattel


 

 - (forn)

Fahrradsattel (2)  Es dauerte etwas, bis mir klar wurde, warum mich die Radfahrerin besonders interessierte. Sie zeigte sich mir im Profil, manchmal fast von hinten, und wenn sie sprach, wippte sie im Sattel leicht auf und nieder; plötzlich sah ich es. Es gab noch andere Gäste im Café, jeder konnte es sehen, auch die beiden Freundinnen hätten sich dessen, was da vor sich ging, bewußt sein können; aber nur mir schien das vorbehalten. Ich sah nur noch das, den fast herzförmigen Fahrradsattel, das schwarze Leder, das in eine dicke, abgerundete Spitze ausläuft, den Rock aus leichtem gelben Stoff, unter dem sich der kleine, feste Hintern voll abzeichnete, die Schenkel, die den Sattel beidseits umschlossen, doch die ihn immer wieder verließen, wenn der Körper sich nach vorn neigte und sich etwas in die Bucht des Metallrahmens hinunterließ; bei jeder Bewegung fuhr das dicke Ende des Sattels einen Augenblick zwischen die Hinterbacken, kam wieder zum Vorschein, schob sich erneut zwischen sie. Die Hinterbacken bewegten sich im Rhythmus des Plauderns und Lachens, aber es schien, als wenn sie den Sattel auf der Suche nach seiner Berührung herausforderten, von sich aus zwischen sie zu dringen, es war ein Mechanismus endloser Hin- und Herbewegung, und das spielte sich im Freien, mitten auf dem Platz ab, vor Leuten, die zusahen, ohne es zu sehen, ohne zu begreifen. Es war also das, zwischen der Sattelspitze und der heißen Intimität dieser jugendlichen Hinterbacken war nichts als der Hauch von einem Slip und der dünne gelbe Stoff des Rocks. Diese minimalen Schranken genügten, daß Grignan nicht einem Schauspiel beiwohnte, das die heftigsten Reaktionen ausgelöst hätte; das Mädchen preßte sich weiter rhythmisch gegen den Sattel, wobei die dicke schwarze Spitze sich zwischen die beiden Hälften des gelben Pfirsichs schob, ihn so weit spaltete, wie die Geschmeidigkeit des Stoffes das erlaubte, wieder hervorkam und erneut eindrang; das Plaudern und Lachen nahm kein Ende, wie der Brief, den Madame de Sévigné auf ihrem Sockel schrieb, der langsame Koitus per angostam viam vollzog sich im Takt, währte ewig, und bei jeder Bewegung nach vorn oder hinten schwang der Pferdeschwanz von links nach rechts und peitschte eine Schulter und den Rücken; die Lust war offenbar, auch wenn Denken und Fühlen nicht völlig von ihr beherrscht waren, auch wenn sich das Mädchen dieser Lust gar nicht bewußt war, die sich in Lachen auflöste, in Satzfetzen, das Geplauder zwischen Freundinnen; doch etwas in ihr wußte darum, sie lachte am schrillsten, ihre Gestik war die wildeste, sie war wie aus sich herausgerissen, einer Macht ausgeliefert, die sie selbst herausforderte und akzeptierte, ein unschuldiger Hermaphrodit, der die versöhnende Verschmelzung sucht, allen Saft in zitterndes Laubwerk verwandelnd. Ich bin weitergefahren, versteht sich, und wieder in Paris, lieh mir jemand vier Tage später Histoire de l'Œil von Georges Bataille; als ich die Szene mit der nackten Simone auf dem Fahrrad las, erfaßte ich in all ihrer wilden Schönheit, was die ersten Abschnitte dieses vielleicht etwas zu sportlichen Textes zu beleben versuchen. - (cort2)

Fahrradsattel (3)  

- N. N.

Fahrradsattel (4)

- Apollonia Saintclair

 

Fahrrad Sitzen

 

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