ahrraddieb
Weder die Kinnbacken der Felsen mit ihrem violetten Zahnfleisch, noch das Grinsen
der Stechpalmen, das sie zernagt und gern noch anderes zernagen würde, schüchtern
den Fahrraddieb ein; diese Steinplatten sind große Sprungschanzen. Alles warnt
den Fahrraddieb, aber er hat Vertrauen zu den beiden glänzenden Fünffrancs tücken,
die ihn tragen, er hört weder auf die Stimmen, die aus der Vergangenheit, dem
Tal der Vergangenheit, kommen, noch auf das, was vom Weg oder aus dem Gewissen
zu ihm kommt. Erst vor Folgendem hält er an: ein Abgrund, wo die Mauer aus Kinnbacken
mit dem violetten Zahnfleisch sich vorschiebt und ihn bedrängt. Kein Ausweg!
es bleibt ihm nichts übrig, als abzusteigen. Woandershin absteigen? wohin? wohin?
Und ich, ich höre ein unermeßliches Lachen, groß wie die ganze Natur. Er ist
am Ziel angelangt: dem Abgrund! - Max Jacob, Die
blutende Nonne, in: Höllenvisionen. Frankfurt
am Main 1985 (zuerst 1924)
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