ahrer  Der Alkoholiker hielt eine Pistole in seiner anderen Hand, und während er weiter trank, waren seine Augen auf Buenaventura geheftet.

«Ich bin's» sagte der Katalane.

D'Arcy nahm den Flaschenhals vom Mund.

«Seh ich», meinte er. «Was ist los? Wie weit sind wir?»

Eine Leiter verband die Heubühne mit dem Lehmboden. Buenaventura stürmte sie hinunter.

«Sie sind alle tot, nehm ich an», sagte er, als er den Boden berührte. «Ich hab den Botschafter umgelegt. Wir sind vollständig umzingelt und können uns nicht mal ergeben.»

D'Arcy trank die Flasche leer und warf sie an die Wand. Sie zerschellte.

«Gut», erwiderte er. «Dann laß uns krepieren. Wir fahren mitten rein in den Haufen.»

«Es lebe der Tod», sagte Buenaventura noch einmal.

Er ging um den Jaguar, öffnete die Beifahrertür und setzte sich hinein. Mit dem Lauf der Sten schlug er die Windschutzscheibe ein und kratzte die Glassplitter weg, die noch an den Rändern hafteten. D'Arcy knallte die Tür auf seiner Seite zu.

«Genau gegenüber der Ausfahrt», setzte der Alkoholiker an, «liegt der Feldweg, über den wir neulich abends angekommen sind. Ich düse los. Wir werden ihn nicht erreichen.»

«O.k.»

«Adieu, altes Arschloch.»

«Adieu.»

Der Jaguar verließ die Garage, noch langsam zunächst, da er ja gleich umschwenken mußte, und dann schwenkte er um und raste auch schon auf die versperrte Ausfahrt zu.

Die Gendarmen öffneten gerade das Gatter und wollten weiter vorstoßen. Sie wurden überrascht, soweit sie es in dieser Situation werden konnten, das heißt kaum.

D'Arcy hatte sich tief in seinen Sitz gepreßt, den Oberkörper gegen das Lenkrad gedrückt, die Augen gerade an der Oberkante des Armaturenbretts, und gab wie ein Verrückter Gas. Den Lauf der Sten auf den Rahmen der herausgeschlagenen Windschutzscheibe gelegt, bestrich Buenaventura den Weg großzügig mit Kugeln, leerte sein Magazin noch, bevor der Wagen die Absperrung erreichte. Die Gendarmen liefen wild auseinander und sprangen in die Gräben, so daß überall um sie herum Schnee und Matsch aufspritzte. Andere Gendarmen, diese mit Karabinern und jene mit Maschinenpistolen, eröffneten das Feuer auf den Jaguar, zwar völlig unkoordiniert, aber wirkungsvoll. Das Fahrzeug wurde von Kugeln durchsiebt.

«Auf die Reifen!» brüllte der Offizier so laut, wie er konnte.

Der Jaguar durchbrach die Absperrung an der Ausfahrt, überquerte den Gemeindeweg und verschwand in den Feldweg, der am Hang eines kleinen, mit Büschen bestandenen Tals entlanglief. Im Vorbeifahren zersplitterten die Seitenfenster. Das Feuer der Ordnungshüter senkte sich. Die Reifen wurden kleingehackt. Weitere Kugeln bohrten sich ins Heck der Karosserie.

D'Arcy hatte zwei Projektile in die Brust bekommen, eines in den Hals und eins in die Nierengegend. Er ließ das Lenkrad los und sackte darüber zusammen, die Nase nach vorn, die Arme herabhängend. Stoßweise sprudelte ein starker Blutstrahl aus seiner Halsschlagader. Sein Fuß lag schwer auf dem Gaspedal. - Jean-Patrick Manchette, Nada. München 2006 (zuerst 1972)

 

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