xtraordinarius Herr Schulz war zu meiner Zeit Professor der orientalischen Sprachen und Extraordinarius bei der theologischen Fakultät. Er war ein reicher Mann, dabei aber auch so geizig, daß er auf Pfänder lieh. Tambour Hofmann brachte oft von geldbedürftigen Musensöhnen Kleider, Schnallen, Uhren, Pfeifenköpfe u. dgl. hin und versetzte sie bei dem Herrn Professor. Einst geschah eine wahre Schnurre. Die Studenten hatten eine maskierte Schlittenfahrt, die sonst in Gießen sehr gemein waren und es vielleicht noch sind. Einer war als Jude maskiert, saß zu Pferde und hatte alte Kleider, Hosen, Hemden u. dgl. bei sich. Herr Schulz war am Fenster, der verkappte Jude ritt hin zu ihm und fragte, ob er nichts zu schachern hätte. Der Herr Professor antwortete: Nein. Der Jude bot ihm darauf seinen ganzen Trödel zum Versatz an und versprach ihm dreißig Prozent. Herr Schulz schmiß das Fenster zu, und die Zuschauer lachten. Weiter wurde nichts daraus.
Seine Gemahlin ist die Tochter des verstorbenen D. Benner, ein Frauenzimmer
von seltener Fleischigkeit, wie D. Bahrdt sagte. Aber nicht der Fleischigkeit,
sondern des Geldes wegen hat Schulz sie geheiratet. Schon vorher war ihr Ruf
sehr zweideutig, und so ist er auch geblieben. Einigemal hat sie ihren Mann
verlassen und mit Studenten communem causam gemacht. Aber Herr Schulz
ließ sich das alles gefallen, weil sie Erbin eines beträchtlichen Vermögens
war. -
F.C. Laukhards, vorzeiten Magister der Philosophie
und jetzt Musketiers
unter dem Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst
beschrieben und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben.
Fünf Teile, 1792–1802
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