Existenzanalyse    Aufrecht stehend meditierte Gabriel vor sich hin, dann sprach er diese Worte:

- Das Sein oder das Nichts, das ist das Problem. Hinauf, hinab, gehen, kommen, soviel tut der Mensch, bis er am Ende verschwindet. Ein Taxi fährt ihn weg, eine Metro tragt ihn davon, der Turm achtets nicht noch das Pantheon. Paris ist nur ein Trugbild, Gabriel nur ein (charmanter) Traum, Zazie das Trugbild eines Traums (oder eines Alptraums) und diese ganze Geschichte das Trugbild eines Trugbilds, der Traum eines Traums, kaum mehr als das in die Maschine getippte Delirium eines idiotischen Romanciers (oh! Verzeihung). Dort hinten, hinter dem Platz der Republik, liegen dicht an dicht die Gräber der Pariser, die gewesen sind, die Treppen hinauf- und hinabgestiegen sind, in den Straßen hin und her gegangen sind und die so viel taten, bis sie am Ende verschwanden. Eine Geburtszange brachte sie, ein Leichenwagen fährt sie weg, und schneller rostet der Turm, wird das Pantheon rissig, als sich die Knochen der allzu gegenwärtigen Toten in dem ganz von Sorgen und Kummer durchtränkten Humus der Stadt auflösen. Aber ich bin lebendig, und hier hört mein Wissen auf, denn von dem in seiner Mietsdroschke entflohenen Taximann oder von meiner Nichte, die dreihundert Meter hoch in der Atmosphäre hängt oder von meiner Gattin der im trauten Heim gebliebenen sanften Marceline weiß ich in diesem präzisen Augenblick und hier selbst nur dies, alexandrinisch: Jetzt sind sie beinah tot, denn sie sind ja nicht da. Doch was seh ich denn da hoch über den behaarten Krautköpfen der guten Leute um mich rum? Touristen hatten einen Kreis um ihn herum gebildet, da sie ihn für einen zusätzlichen Reiseführer hielten. Sie wandten den Kopf in Richtung seines Blickes.

- Und was sehen Sie? fragte einer von ihnen, der in der französischen Sprache besonders beschlagen war.

-Ja, pflichtete ein anderer bei, was gibts zu sehen?

- In der Tat, fügte ein dritter hinzu, was sollen wir sehen?

- Wasän? fragte ein vierter, wasän? wasän? wasän?

- Wasän? antwortete Gabriel, aber (große Gebärde), Zazie, Zazie meine Nichte, die gerade aus dem Pfeiler heraustritt und auf uns zukommt.    - Raymond Queneau, Zazie in der Metro. Frankfurt am Main 1999 (zuerst 1959)

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