videnz (psychoanalytische)     Träume vom Zahnausfällen oder Zahnreißen, die so allgemein vorkommen, daß jedes Traumbuch sie als Symbol äußersten Unheils deutet -  Freud deutet sie auf Onanie. Wegen überraschend großer Widerstände sei ihm der Sinn der Zahnreizträume lange Zeit entgangen. »Endlich ließ die übergroße Evidenz keine Zweifel daran, daß bei Männern nichts anderes als das Onaniegelüste der Pubertätszeit die Triebkraft dieser Träume abgebe... Rätselhaft mag es aber scheinen, wieso der ›Zahnreiz‹ zu dieser Bedeutung gelangen kann. Ich mache hier auf die so häufige Verlegung von unten nach oben aufmerksam, die im Dienste der Sexualverdrängung steht. Der Sprachgebrauch tut dabei mit, indem er ›Hinterbacken‹ als Homologe der Wangen anerkennt, ›Schamlippen‹ neben den Lippen nennt, welche die Mundspalte einrahmen. Die Nase wird in zahlreichen Anspielungen dem Penis gleichgestellt; die Behaarung hier wie dort vervollständigt die Ähnlichkeit. Nur ein Gebilde steht außer jeder Möglichkeit von Vergleichung, die Zähne, und gerade dieses Zusammentreffen von Übereinstimmung und Abweichung  macht die Zähne für die Zwecke der Darstellung unter dem Drucke der Sexualverdrängung geeignet.« - Carl Christian Bry, Verkappte Religionen. Kritik des kollektiven Wahns. Nördlingen 1988 (Greno 10/20 85, zuerst 1924)

Evidenz (poetische)  Vielleicht gereicht die Tatsache, daß ein Gedicht von seinem Verfasser nicht erklärt werden kann, dem Gedicht und seinem Verfasser gar nicht zur Schande, sondern zur Ehre? Gewiß, was allein mir vielleicht zur Schande gereichen würde, wäre dies, daß ein andrer besser als ich ausdrückte, was ich selbst sagen wollte, und mir beispielsweise einen Fehler (eine Unzulänglichkeit) oder im Gegenteil eine Weitschweifigkeit, die ich hätte vermeiden können, nachwiese. Ich meinesteils würde den Irrtum sogleich berichtigen, denn die Vollkommenheit des Gedichts bedeutet mir gewiß mehr als ich weiß nicht welches Gefühl meiner Unfehlbarkeit.

Aber schließlich könnte man vielleicht sagen, ein Gedicht, das überhaupt keine Erklärung zuläßt, sei per definitionem ein vollkommenes Gedicht? Nein. Hierfür bedarf es noch andrer Eigenschaften, vielleicht lediglich einer Eigenschaft. Sokrates war vielleicht gar nicht so dumm, wie es uns zunächst vorkam. Und vielleicht wäre er gar nicht auf den Gedanken verfallen, nach einer Erklärung für ein Gedicht zu verlangen, das seine Evidenz in sich getragen hätte .. . (Aber hätte man es dann noch Gedicht genannt? ...)   - (frp)

 

Beweis Wahrheit

 

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