ßlust
Abends bei Tisch sprach er mit ungemeinem Behagen vom Essen.
«Es gibt gedankenlose Leute», sagte er, «denen es gleich ist, oder die tun,
als sei es ihnen gleich, was sie essen. Ich für mein Teil pflege meinen Bauch
höchst gewissenhaft, denn ich bin überzeugt, wem am Essen nichts liegt, dem
liegt auch an andern Dingen nicht viel.» Er wirkte in diesem Augenblick ganz
als Jean Bull philosophe; es war ihm aber mächtig ernst damit. Dabei
habe ich ihn oft über Schlemmer sehr abfällig urteilen hören. Bei den auseinandergehenden
Äußerungen Johnsons über diesen Gegenstand hält man sich wohl am besten
an sein Tun und Lassen, und da muß ich gestehen, er legte so viel Wert auf gutes
Essen wie nur irgendeiner. Bei Tisch ging er völlig in der Beschäftigung der
Nahrungszuführ auf, sein Blick blieb auf den Teller geheftet, auch sprach er,
außer in vornehmer Gesellschaft, kein Wort, noch schenkte er dem, was andere
sagten, die geringste Beachtung, bis er seine gewaltige Eßlust gestillt hatte,
der er sich mit einer solchen Inbrunst hingab, daß ihm die Adern an den Schläfen
hervortraten und meistens auch starker Schweiß auf
der Stirne stand. Auf ein zartes Gemüt konnte das nur
abstoßend wirken, und es paßte zweifellos schlecht zum Wesen eines Weltweisen,
der sich durch Selbstbeherrschung auszeichnen sollte. Leider läßt sich nicht
leugnen, daß Johnson weder beim Essen noch beim Trinken maßvoll war. Sich einer
Sache streng enthalten, das konnte er, aber maßhalten
konnte er nicht. - (
johns
)