rnsthaftigkeit  Wer stets ernsthaft ist und tut, ist komischer, als er glaubt, kann aber immer ein guter Mensch sein. Lustige begehen zwar weit mehr Torheiten als Finstere, aber die Finsteren begehen weit größere.

Alles, was im freien Spiele der Ideen unsere Einbildungskraft belustigt und lächerliche Ideen erzeugt, ist frei von Verdacht. Diese Gedankenspiele sind an und für sich, durch den bloßen Wechsel der Empfindungen, behaglich und gefallen aus demselben Grunde, aus welchem Glücksspiele gefallen.

Es gibt einen reinen Genuß der Phantasie — er ist die Poesie des Verstandes. Wenn ein betrogener Gläubiger hitzig sagt: "Aber ich habe ja Ihr Wort!" und der Schuldner vornehm erwidert: »Na, so behalten Sie‘s!« so werden alle wohl, den Gläubiger ausgenommen, augenblicklich  lächeln müssen, ohne gerade zu denken: Du bist ein schlechter Kerl! - (kjw)

Ernsthaftigkeit (2) Er hatte so viel Lebhaftigkeit, so viel Enthusiasmus, so viel Gaieté de cœur, als das mildeste Clima nur immer hätte hervorbringen können. So wohl besegelt, führte dennoch der arme Yorick keine Unze Ballast; er war in der Welt so unerfahren, und wußte im ein und zwanzigsten Jahre eben so wenig, wohin er seinen Lauf richten sollte, als ein einfältiges unbesonnenes Mädchen von dreyzehn. Es war also natürlich, daß er bey seiner ersten Reise des Tags wohl zehnmal durch den raschen Wind seiner Lebensgeister in fremdes Tauwerk verwickelt wurde. Am meisten hatte er das Unglück, wie man sich leicht vorstellen kann, mit den Ernsthaften und Gemächlichen an einander zu gerathen. Ich bin immer der Meynung, daß eine Mischung von unglücklichem Witze der Grund aller dieser Händel war; denn Yorick hatte, die Wahrheit zu sagen, von Natur einen unbezwinglichen Widerwillen und Abscheu gegen die Ernsthaftigkeit . . . nicht als Ernsthaftigkeit . . . denn er konnte, wenns darauf ankam. Tage und Wochen lang der ernsthafteste Mensch von der Welt seyn . . . der verstellten Ernsthaftigkeit aber, welche der Unwissenheit und Thorheit zum Deckmantel dient, war er so feind, daß er sie allenthalben ohne die geringste Schonung angriff, er mochte sie antreffen, wo er wollte, und wenn sie auch noch so mächtig beschützt war.

Nach seiner ausgelaßnen Art, sich auszudrücken, sagt' er zuweilen: die affektirte Ernsthaftigkeit sey eine herumstreichende Bübin, und setzte noch wohl hinzu . . . von der aller gefährlichsten Art, weil sie so schlau, und daß er überzeugt sey, durch sie würden in einem Jahre mehr redliche und arglose Leute um Gut und Geld gebracht, als durch Beutelschneider und Spitzbuben in sieben. Die unverstellte Gemüthsart, pflegt' er zu sagen, die ein frohes Herz entdeckt, sey niemanden, als sich selbst gefährlich. Das wahre Wesen der affektirten Ernsthaftigkeit sey ein Vorsatz, folglich ein Betrug, und abgefeimter Kunstgriff, sich bey der Welt das Zutrauen zu erwerben, als ob man mehr Verstand und Einsicht habe, als in der That wahr, und ungeachtet dessen, wofür sie gehalten seyn wollte, sey sie doch nichts besser, sondern vielleicht noch ärger, als sie schon vor langer Zeit von einem witzigen Franzosen beschrieben worden, nemlich: ein geheimnißvolles Bestreben des Körpers, die Unvollkommenheiten des Gemüths zu verstecken.  - Laurence Sterne, Yoricks empfindsame Reise durch Frankreich und Italien, nebst einer Fortsetzung von Freundeshand. Nördlingen 1986, zuerst 1768

Ernsthaftigkeit (spanische)  Es gibt Menschen, die es - auch wenn das Minerva mißfällt - auf Lustigkeit absehen, und das erzeugt, da sie bei ihnen nur aufgesetzt ist, eher Verdruß als Genuß. Und wenn sie einen auch zum Lachen bringen, so ist es doch eher der Spott über ihre Plumpheit als die Freude an ihrer Gewandtheit. Die Absicht hat schon immer verstimmt, beim Scherzen aber ist sie unerträglich, verstimmt sie doch hier im höchsten Maße und wirkt, da sie lachen machen will, selbst lächerlich. Und wenn schon Narren im allgemeinen kein Ansehen haben, wieviel weniger noch die gewollten, denn mit ihrer Plumpheit verdoppeln sie die Verachtung. - (welt)

Ernsthaftigkeit (4)

"Schaut, wie ernsthaft sie tun"

- Goya, Caprichos. Zürich 1972 (detebe 33/1, zuerst 1799)

Ernsthaftigkeit (4)  Sloterdijk verficht ernsthaft die These, "alle Geschichte" sei eine "Geschichte von Zornverwertungen". Der in Karlsruhe und Wien lehrende Professor schreibt an einer Zivilisationsgeschichte menschlicher Aufwallungen, in deren Zentrum die "Domestizierung des Zorns" steht. - taz vom 14. April 2007

Lachen

 

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