rfolgsmensch
Vor allem seiner vornehmen Art der dinglichen Rücksichtnahme und
der völligen Diskretion seiner unerhörten Mittellosigkeit wegen, obwohl Bilder
fälschen etc. doch eigentlich recht einträgliche Sachen waren, genoß Nagel allgemeines
Ansehen. Er war ein feiner Mann. Stets war sein Haar nach der Art Valentinos
nach hinten gekämmt, von Menjou hatte er das zarte, nordamerikanische Bärtchen.
Seine Anzüge waren zuvor ganz offensichtlich von AI Capone oder einem seiner
Freunde abgetragen worden, sie waren in einem charmant veralteten Sinne und
in jeder Weise stilvoll. Gerade deswegen wußte Nagel die Honeurs zu machen.
Er konnte sich zwanzigjährigen Mädchen, die weniger als halb so alt waren wie
er, mit den besten Aussichten auf Erfolg trotz seiner typischen Wanderhaltung
und Wanderfüße nähern, wenn er nicht schon vorher volltrunken einschlief. Er
wurde dann regelmäßig gerne und gut von Günter, Ali und Uwe bewacht. Einmal
lag Nagel besoffen auf dem Bett einer Dame und stank. Als aber Rottenkopf spaßhalber
hinlangen wollte, wurde er von Ali, Günter und Uwe heftig zur Ordnung gerufen.
Warum arbeiten, sagte Nagel, es gleicht dem Nichtstun und ist nur dessen Kehrseite.
Es muß einem beides Spaß machen und man muß es können. Wenn er ein Klavier gestimmt,
eine Orgel gereinigt, einen Renoir nachgemacht oder einen wildfremden Menschen
zur Bezahlung der Zeche verleitet hatte, sagte er, warum nichts tun, es gleicht
völlig dem Arbeiten. Nagel tat wenig außer Nichtstun, Wandern, Trinken, seinen
Diätplan einhalten, seine Freunde besuchen, auf dem Sofa von Warneckes Vorstadtcafé
ein schönes Gedicht erfinden, das von zwei Tigern handelte und sofort wieder
vergessen wurde, er war in seiner Schusseligkeit ein Erfolgsmensch. -
(baer)
Erfolgsmensch (2)
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