ntzweiung
In mir ist von Kind an eine Bereitschaft zur Entzweiung,
so wie mit Filip Kobal und meinem jüdischen Freund mit gleichwelchen
anderen. Wenn es zum Bruch kam, war ich jedesmal auf der Stelle
einverstanden. Entzweit zu sein, war für mich zunächst eine Genugtuung,
in manchem Fall ein Triumph. Endlich war ich, wie es mir entsprach
und sich für mich gebührte, allein. Und fast nie kam danach eine
Ernüchterung oder ein Bedauern. Was geschehen war, war recht
so, und gerade in meinen Ungewißheiten genügte es, an meine Entzweiungen
zurückzudenken, und ich fühlte mich bestätigt. - Peter
Handke, Mein Jahr in der Niemandsbucht. Frankfurt am Main 1994
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