nnui   Eine Passion, eine einzige - die Frau - hätte ihn noch zurückhalten können in der grenzenlosen Verachtung, die ihn durchdrang, aber auch sie war verbraucht. Er hatte an das Mahl des Fleisches gerührt, mit launischem Appetit, nur noch durch besondere Reize zu kitzeln, besessen von heißhungrigen Anfällen, ein Mann, dessen abstumpfendem Gaumen alles rasch verleidet wurde. Damals, als er sich mit den Provinzjunkern gemein machte, ging er noch zu umfänglichen Soupers, wo betrunkene Frauen zum Dessert ihre Kleider aufhakten und mit dem Kopf auf die Tischplatte schlugen. Auch durch die Kulissen war er gestreift, hatte Aktricen und Sängerinnen betastet, hatte zu der angeborenen Dummheit der Frauen noch die delirierende Eingebildetheit der Komödiantinnen erduldet. Dann hielt er einige bereits namhafte Damen aus und trug zum Vermögen jener Agenturen bei, die gegen Monatsgehalt zweifelhafte Vergnügungen liefern. Schließlich hatte er sich an dem immergleichen Luxus überfressen und war die immergleichen Zärtlichkeiten leid. Er stürzte sich in die Niederungen mit der Hoffnung, seinen Lüsten durch Kontrast Nachschub zu liefern und die betäubten Sinne durch den aufreizenden Schmutz des Elends neu zu entflammen.

Was auch immer er tat, ein unendlicher Ennui drückte ihn nieder. - Joris Karl Huysmans, nach:  Der Rabe. Magazin für jede Art von Literatur Nr. 15. Zürich 1986

 

Ekel Langeweile

  

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Überdruß