ngelsgesicht
Es gab da einen Jungen mit einem rosigen Engelsgesicht, hellblauen Kleidern,
einer Stupsnase, deren Löcher gut sichtbar waren und blonden Zapfenlocken. Er
schien aus dem Paradies heruntergestiegen zu sein. Neben ihm kam ich mir wie
ein Schwein vor; ich hatte Schuhe mit Sohlen, die sich lösten, abgesprungene
Knöpfe an der Bluse, eine Rotznase und schmutzige Hände. Meine Beine waren voll
von Kratzern und die Knie immer schwarz. Der Junge läßt es geschehen, daß ich
näher komme, manchmal lächelt er und zeigt mir das Eis, aber kaum bin ich in
Reichweite, versetzt er mir einen hinterhältigen Fußtritt.
Weil ich das nun weiß, bin ich vorsichtig und versuche, mich ihm auf Zehenspitzen
und von hinten zu nähern; manchmal ziehe ich auch die Schuhe aus und gehe barfuß.
Er muß Alfonso heißen, weil die Mutter ihn Fonzo oder Fonzino ruft. Er mag Erdbeereis
am liebsten. Seine Mutter ist dick und hat eine zarte, glatte Haut. Sie ist
schön. Neben ihr macht meine Mutter eine jämmerliche Figur; sie ist immer ungekämmt
und viel zu mager. - Luigi Malerba, Die Schlange. München 1992 (zuerst
1966)
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