ngelmaler Vor Jahren hatten die Kinder bei ihm das Schönschreiben gelernt. Dann war er aus dem Schuldienst entlassen worden. Bilder hatte man bei ihm nicht bestellt. Vielleicht würde morgen eine Totenmesse in der Gemeinde zelebriert werden, unterm Flammenschwert des letzten Engels, den Hübner in die kalkige Wand geritzt hatte und vor Ausbruch der Krankheit vollendet hinterlassen konnte.
Er war nicht über Nacht gestorben. Sein Tod war kein gnädiges In-die-Arme-genommen-werden, kein Hinübergleiten in ein neues Reich der Liebe. Es war ein hartes Ringen gewesen, und die bittende Fürsorge der Diakonissinnen hatte nach dem fünften Tag den Sterbenden um Aufgabe des ungleichen Kampfes beschworen. Da war niemand ihm zur Seite gewesen, auch seine Frau nicht, die, im schwarzen Kleid schon, in den Chor der Diakonissinnen einfiel. Allein mit dem Engel, hatte er nicht länger bestehen können und war mit ihm gegangen.
Das war ein Fremder, der da im offenen Sarg lag, das Gesicht wie aus braunem
Holz geschnitzt, eine Maske, die effektvoll unter Blumen lag. Es war ein wehrloses
Gesicht ohne die übermächtigen Brillengläser. Unter schrumpfenden Lidern verwelkten
die Augen. - Fritz Rudolf Fries, Der Weg nach Oobliadooh. Leipzig
1993 (zuerst 1975)
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