mpfang    Der alte Sultan, der von einer Expedition zurückkehrte, bestellte sich bei seinem Sohn einen Empfangspavillon. In drei Tagen stand er denn auch da, wie üblich aus Holz errichtet, aber so konstruiert, daß er durch einen Stoß an einer bestimmten Stelle sofort einstürzen mußte. Als der Sultan sich zusammen mit seinem jüngeren Sohn in den Pavillon begab, bat Muhammad um die Erlaubnis zu einer Elefanten-Parade. Sie wurde ihm gewährt. Die Elefanten wurden so geführt, daß sie beim Vorübergehen gegen die empfindliche Stelle des Holzbaues stießen. Der Pavillon stürzte ein und begrub den Sultan mit seinem Lieblingssohn. Die Rettungsarbeiten wurden von Muhammad so lange verzögert, bis es zu spät war. Beide wurden schließlich tot aufgefunden. Manche behaupteten, daß der Sultan, der sich über seinen Sohn gebeugt hatte, noch atmete und sozusagen ein zweitesmal ermordet wurde. - (cane)

Empfang (2)  Im Schloß ist für die gewöhnlichen Gäste die Bildergalerie zum Rendezvous bestimmt. Von neun Uhr an bildet sich eine fünfzig Meter lange Doppelreihe blitzender Militär- und Ziviluniformen; der schwarze Frack ist selten, und eine Brust ohne Orden etwas Unerhörtes. Man zeigt sich die Berühmtheiten; den Rektor der Universität im roten, goldbestickten Sammetmantel und mit Schnallenschuhen; den berühmten, bei Hofe schlecht angeschriebenen Historiker Mommsen mit seinem Althexengesicht und seinen nervösen Gesten, der so reizend französisch spricht; den Gelehrten Helmholtz, der sich seiner Frau zuliebe adeln ließ, den Geiger Joachim, den Maler Menzel, nicht höher als ein Gardekürassierstiefel, mit Ordensketten überladen, aber auch mit der Ehrenlegion im Knopfloch — er versäumt keinen einzigen Hofball, kennt alle Welt und läuft wie ein Gnom ständig umher, das schlimmste enfant terrible unter den Historiographen. - Jules Laforgue, nach: Walter Kiaulehn, Berlin. Schicksal einer Weltstadt. München 1981 (dtv 1648, zuerst 1958)

Empfang (3)

Empfang (4)  In jenen Zeiten war der Aussatz in den ans Meer grenzenden Landstrichen ein verbreitetes Übel, und in unserer Nachbarschaft gab es ein Dörfchen, Pratofungo, das nur von Aussätzigen bewohnt war; diese hatten wir mit Gaben zu versorgen, welche ebenjener Galateo einsammelte. Wenn jemanden an der Küste oder auf dem Lande der Aussatz befiel, verließ er Eltern und Freunde; dann begab er sich nach Pratofungo, um dort den Rest seines Lebens zu verbringen und darauf zu warten, bis er von der Krankheit zerfressen wurde. Es war die Rede von großen Festen, die jeden Neuankömmling empfingen. Von weitem hörte man bis in die Nacht hinein Klänge und Gesänge von den Häusern der Aussätzigen aufsteigen. - (vis)

Empfang (5)

- Martin van Maele

Ankommen Gastfreundschaft Geselligkeit

 

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