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Empfang (2) Im Schloß ist für die gewöhnlichen
Gäste die Bildergalerie zum Rendezvous bestimmt. Von neun Uhr an bildet sich
eine fünfzig Meter lange Doppelreihe blitzender Militär- und Ziviluniformen;
der schwarze Frack ist selten, und eine Brust ohne Orden etwas Unerhörtes. Man
zeigt sich die Berühmtheiten; den Rektor der Universität im roten, goldbestickten
Sammetmantel und mit Schnallenschuhen; den berühmten, bei Hofe schlecht angeschriebenen
Historiker Mommsen mit seinem Althexengesicht und seinen nervösen Gesten, der
so reizend französisch spricht; den Gelehrten Helmholtz, der sich seiner Frau
zuliebe adeln ließ, den Geiger Joachim, den Maler Menzel,
nicht höher als ein Gardekürassierstiefel, mit Ordensketten überladen, aber
auch mit der Ehrenlegion im Knopfloch — er versäumt keinen einzigen Hofball,
kennt alle Welt und läuft wie ein Gnom ständig umher, das schlimmste enfant
terrible unter den Historiographen. - Jules Laforgue, nach: Walter Kiaulehn, Berlin.
Schicksal einer Weltstadt. München 1981 (dtv 1648, zuerst 1958)
Empfang (3)
Empfang (4) In jenen Zeiten war der
Aussatz in den ans Meer grenzenden Landstrichen ein
verbreitetes Übel, und in unserer Nachbarschaft gab
es ein Dörfchen, Pratofungo, das nur von Aussätzigen bewohnt war; diese hatten
wir mit Gaben zu versorgen, welche ebenjener Galateo einsammelte. Wenn jemanden
an der Küste oder auf dem Lande der Aussatz befiel, verließ er Eltern und Freunde;
dann begab er sich nach Pratofungo, um dort den Rest seines Lebens zu verbringen
und darauf zu warten, bis er von der Krankheit zerfressen
wurde. Es war die Rede von großen Festen, die jeden Neuankömmling
empfingen. Von weitem hörte man bis in die Nacht hinein Klänge und Gesänge von
den Häusern der Aussätzigen aufsteigen. - (
vis
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Empfang (5)
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