isenbahn  Ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtsmassen, beziehungsweise die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zur Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Elektricität, thierischer oder menschlicher Muskelthätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, u.s.w.) bei dem Betriebe des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende Wirkung zu erzeugen fähig ist. - Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen, Bd.1, 1879 - Uwe Wesel, Fast alles, was Recht ist. Jura für Nichtjuristen. Frankfurt am Main 1992 (Die Andere Bibliothek 92)

Eisenbahn (2)  

Die Texasbahn

Auf Mitteltexas dämmert letzte Helle.
FRED, der die Bahnzeit nach den Sternen schätzt,
Entfernt die Schrauben aus der Schienenschwelle.
Schon kommt erdonnernd roter Schein gehetzt.

Der Zug, der in die losen Schienen fetzt,
Springt hoch wie die getroffene Gazelle.
Fred trägt aus Leichenhaufen unverletzt Miß Madderson.
An einer nahen Quelle

Schlummert sie sorglos wie ein kleines Kind.
Blaß liegt der Mond. Der Kürbisklopfer flötet,
Bis daß der Tag durch die Agaven rinnt.

Und sie wacht auf und nestelt an den Haaren:
„Hast du auch meinen Vater gut getötet? —
Dann laß uns, bitte, nach Venedig fahren!"

 - Ludwig Rubiner, Friedrich Eisenlohr, Livingstone Hahn: Kriminalsonette. München 1979 (zuerst 1913)

Eisenbahn (3)  Gestern abend war der Süd-Express bei der Abfahrt nahezu leer. In einem Erste-Klasse-Waggon saß lediglich ein stockbetrunkener Neger, und in einem anderen Abteil desselben Wagens lag eine Mütze, auf die jemand eine brennende Zigarette gelegt hatte. Als das Zeichen zur Abfahrt gegeben wurde, entwichen der Mütze siebenhundert Milliarden Zahnstocher und verschwanden durch die Abteiltür.

Eine Stunde darauf starb der Stationsvorsteher eines merkwürdigen Todes. Sein rechtes Bein hatte sich derart in die Länge gezogen, daß es doppelt so lang war wie sein übriger Körper. Bald danach wurde der Mann durchsichtig wie Kristall, dann verfärbte sich sein Körper ganz allmählich ins Milchig-Weiße, was seiner Witwe dermaßen gegen den Strich ging, daß ihr die Haare in Brand gerieten. Ein Fingerzeig des Himmels, werden manche sagen. Sie war nicht dieser Ansicht. Dennoch legte sie ein Gelübde ab: Acht Tage später meldete man den Tod Pasteurs, der angeblich von einem Anarchisten ermordet worden sei. Hervorragend. Der Anarchist war die Herzogin von Uzès, die Witwe des Stationsvorstehers. Sie hatte ihren Schmerz nicht verwinden können und, bevor sie Wicken um ihre Gliedmaßen wachsen ließ, einmal ganz besondere Gefühle erleben wollen. - Benjamin Péret, Opa Bugeauds Mütze. Aus (per)

Bewegung Transport
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
{?} ?
VB
Synonyme