inzelkind   Haigh wurde 1909 in Stanford (Lincolnshire) als Sohn eines Elektrotechnikers geboren. Seine Eltern gehörten der Plymouth-Bruderschaft an, einer Sekte, die sich »Die Sonderbaren« nannte. Das Elternhaus war von Zucht und Ordnung geprägt. Haigh war ein Einzelkind. Sport lag ihm nicht, dafür aber Musik und Zeichnen, er sang im Chor und errang eine Auszeichnung in Religion. In der Schule war er als einfallsreicher Lügner bekannt, der eine besondere Neigung für Scherze hatte, bei denen das Opfer gequält wird. Nachdem er von der Schule abgegangen war, arbeitete er eine Weile bei einem Gebrauchtwagenhändler, dann als Elektriker in einem Kino, dann als Vertreter. Mit fünfundzwanzig wurde er verhaftet, weil er sich mit Hilfe eines fingierten Teilzahlungsgeschäfts Geldbeträge erschwindelt hatte. Er wurde zu fünfzehn Monaten Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung arbeitete er in einer Reinigungsfirma, wo er schon bald wegen Veruntreuung hinausgeworfen wurde. Er zog dann nach Südengland und ließ sich dort unter falschem Namen als »Finanzberater« nieder. Er war ein sehr geschickter Fälscher. Durch den Verkauf nicht existierender Wertpapiere erleichterte er seine »Mandanten« um mehr als dreißigtausend Pfund, bevor er erneut verhaftet wurde. Diesmal bekam er vier Jahre Zuchthaus.

Er war einunddreißig, als er aus Dartmoor entlassen wurde. Das war 1940. Für einen so pfiffigen Mann wie ihn war es jedoch ein leichtes, eine berufliche Tätigkeit vorzutäuschen, die ihn vom Militärdienst befreite. Er begann, in evakuierte Häuser einzubrechen. 1941 wurde er erwischt und zu 21 Monaten Zuchthaus verurteilt. Als auf Bewährung Entlassener mußte er auch noch den Rest seiner alten Strafe verbüßen. Während der Haft studierte er Jura und führte merkwürdige Experimente mit Mäusen durch. Er fand heraus, daß sie sich in Schwefelsäure auflösten. Nach seiner Entlassung im Herbst 1943 arbeitete er in einer Maschinenschlosserei in Crawley. Im Jahr darauf machte er seine eigene Firma auf. Er mietete in Kensington ein Souterrain und richtete dort eine Reparaturwerkstatt für Spielautomaten ein, die in einem Vergnügungspark aufgestellt waren. Sie gehörten einem Mann namens McSwann. Von den sechs Personen, die Haigh erwiesenermaßen umgebracht hat, war McSwann die erste.

In seinen Aussagen vor der Polizei und den psychiatrischen Gutachtern wies Haigh immer wieder darauf hin, daß nur der Wunsch, Menschenblut zu trinken, ihn habe töten lassen und daß dieser Drang immer besonders stark gewesen sei nach einem ständig wiederkehrenden Alptraum mit Bäumen, aus denen das Blut tropfte. Obendrein behauptete Haigh, oft seinen eigenen Urin getrunken zu haben. Lassen wir aber das schmückende Beiwerk weg und betrachten nur die überprüfbaren Fakten, so ergibt sich ein klareres Bild.

Haigh brauchte dringend Geld. McSwann hatte reichlich. Als er Haigh erzählte, er wolle sich »vor der Armee drücken«, erkannte jener seine Chancen. Er orderte einige Kanister Schwefelsäure und eine 120-Liter-Wanne. Als McSwann das nächste Mal in seiner Werkstatt erschien, schlug Haigh ihm mit einem Totschläger über den Kopf, löste den Körper im Säurebad auf und kippte die Lösung in den Ausguß.  - (beg)

 

Kind

 

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