inverleibung
Es ist ja nun hinlänglich bewiesen, und dafür gesorgt, daß im Prozeß der
Einverleibung, der Karnation sowie des schließlichen Ausscheidens die feinen
Unterschiede nicht in den Himmel wachsen. Im Metabolismus, der, Leib und Seele
also zusammenhaltend, die Trennung von Außen und Innen nicht nur besiegelt sondern
auch krönt, redet der Mensch zum Menschen; soße /gelimitad /knorz; und Stoffwechsel
betreibend verfügen wir über ein universelles Verständigungsmittel, dem zu entsprechen
wir aufgerufen sind. Zartester Spargel! Ahnender Austausch! Denn im Dunstkreis
des Lebens sind zweierlei Gnaden: Einfuhr und Ausfuhr ... Allein die Kreatur
ist launisch und diffizil. Jemand, der keine Fleischperson ist, will nicht, daß
man dies weiß. Er schafft das Fleisch ab und geht mit Eifer hausieren, den er
Brot nennt. Wo ist denn dein Fleisch? So darfst du nicht fragen, wenn dir dein
Wort lieb ist. Etliche Kalorienbenenner werden des Fleisches überführt. Der
Schnee riecht verdächtig nach unserem täglichen Eifer, dein Fleisch ist ein
mittleres Salär in einem Brotbergwerk. Auch Wortsurrogate erhalten das Wissen,
ein langwieriges Wintermärchen ... (Unverträglich hingegen sind Medien im Speck.
Gesunder Stoffwechsel übt Introspektion. Schon die Idee einer Idee generiert
Ideen.) -
(
pas
)
Einverleibung
(2) Gepflogenheiten wie das Verzehren der Genitalien des geopferten
Tieres sind, wie es scheint, jüngeren Datums und werden von einigen eingefleischten
Liebhabern praktiziert, die sich diese Körperteile
an ihren Platz bringen lassen und sie essen, während sie die nächsten Gefechte
ansehen: so begehen sie mit den fleischlichen Überresten des toten Stieres eine
Art rituelles Fest, als beabsichtigten sie, sich dessen Kraft einzuverleiben.
- (
leiris3
)
Einverleibung
(3) SCHUBERT In der Gegend, aus der ich komme,
trinken die jungen Männer das Blut der gerade geschlachteten Stiere und essen
Hirn und Hoden. Sie meinen, es gebe ihnen Kraft und Mut.
KAISER Die
Grundlage des Kannibalismus liegt im Wunsch,
die Eigenschaften derer zu besitzen, die man auffrißt.
SCHUBERT Ein
alter Traum. Die Aneignung von Fähigkeiten über Essen und Trinken. Wir gehen
in die Schule, schlagen uns den Magen voll und kehren gesättigt und gelehrt
nach Hause zurück.
KAISER Ich frage mich nur, was uns das Rauchen
und Trinken lehrt?
SCHUBERT Wir übernehmen die Eigenschaften
von Blattläusen, Raupen und Käfern. - Helmut Eisendle, Obduktion. In: H.E., Die Gaunersprache der Intellektuellen.
Frankfurt am Main 1986
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