Einteilung   „Van Gogh ist doch mehr wert als Suez-Aktien!... Sie finden keine bessere Anlage!... daß er im Wahnsinn umkam, das ist doch Werbung! ... na und? es gibt nur zwei Sorten von Menschen, wo und in welchem Gewerbe auch immer, die Arbeiter und die Zuhälter... entweder das eine oder das andere!... und die Erfinder sind die schlimmste Sorte 'Malocher'!... vom Schicksal verdammt! ... der Schriftsteller, der sich nicht zum Luden macht, nicht seelenruhig plagiert, nicht kitschiert, ist ein verlorener Mann!... ihm ist der Haß der ganzen Welt sicher! ... man erwartet von ihm nur eine einzige Sache, daß er abkratzt und man ihm endlich alle seine Kniffe abluchsen kann!... der Plagiator, der Betrüger im Gegenteil, der beruhigt die Welt... der ist nie so stolz, der Plagiator!... er ist ganz und gar von der Welt abhängig... man kann ihn mir nichts dir nichts daran erinnern, daß er nichts als ein Hanswurst ist ... begreifen Sie das? ... ich, so wie ich vor Ihnen stehe, kann nicht sagen, wie oft man mich kopiert, abgeschrieben und ohne Kontokorrent verkauft hat! ... Sahne! ... reine Sahne! ... und, wie's das Schicksal so will, wohlgemerkt von den schlimmsten meiner Verleumder, die ständig den Scharfrichter anfeuerten, mir den Strick zu drehen! ... versteht sich! ... und ist so seit Adam und Eva!..."

„Dann ist das also eine hinterhältige Welt? Ihrer Meinung nach?"

„Sie wollen sagen: sadistisch, reaktionär, außerdem voller Zinker und Einfaltspinsel ... immer dem Falschen hinterher, natürlich ... sie liebt nur das Falsche!... Etiketten, Parteien und Längengrade ändern da nichts!... sie braucht das Falsche, den Kitsch, ganz und gar überall!"  - Louis-Ferdinand Céline. Gespräche mit Professor Y. Hamburg 1986 (Edition Nautilus. Zuerst 1955)

Einteilung (2)  Ich theile die Menschen ein in Narren, Schurken und Vernünftige. Sechs Zehntel sind Narren, drei Schurken und eins vernünftige Leute. Die Eintheilung ist sehr liberal, wenn man allemal den zehnten Mann die Probe halten läßt. Die Narren flattern von dem Vernunftschimmer zur Schurkerei, und wieder hin und wieder her. Die Meisten sind die Instrumente der Bosheit.  - (seume)

Einteilung (3)  Die Menschenliebe (Philanthropie) muß, weil sie hier als praktisch, mithin nicht als Liebe des Wohlgefallens an Menschen gedacht wird, im tätigen Wohlwollen gesetzt werden, und betrifft also die Maxime der Handlungen. - Der, welcher am Wohlsein  (salus) der Menschen, so fern er sie bloß als solche betrachtet, Vergnügen findet, dem wohl ist, wenn es jedem anderen wohlergeht, heißt ein Menschenfreund (Philanthrop) überhaupt. Der, welchem nur wohl ist, wenn es anderen übel ergeht, heißt Menschenfeind (Misanthrop in praktischem Sinne). Der, welchem es gleichgültig ist, wie es anderen ergehen mag, wenn es ihm selbst nur wohl geht, ist ein Selbstsüchtiger (solipsista). - Derjenige aber, welcher Menschen flieht, weil er kein Wohlgefallen an ihnen finden kann, ob er zwar allen wohl will, würde menschenscheu (ästhetischer Misanthrop) und seine Abkehrung von Menschen Anthropophobie genannt werden können. - Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten

Einteilung (4)  «Ich besitze», sagte Don Mariano, «eine gewisse Welterfahrung. Und was wir die Menschheit nennen - und wir nehmen den Mund gewaltig voll mit diesem schönen, windigen Wort Menschheit —, teile ich in fünf Kategorien ein: die Menschen, die Halbmenschen, die Menschlein, die (mit Verlaub gesagt) Arschlöcher und die Blablablas ... Ganz selten sind die Menschen, selten auch die Halbmenschen. Und ich war's zufrieden, wenn die Menschheit bei den Halbmenschen aufhörte... Aber nein, sie steigt noch tiefer hinab zu den Menschlein. Die sind wie die Kinder, die sich erwachsen dünken, Affen, die die gleichen Bewegungen wie die Großen machen ... Und noch weiter unten die Arschkriecher, die schon ein ganzes Heer bilden... Und schließlich die Blablablas, die wie die Enten in Tümpeln leben müßten. Denn ihr Leben hat nicht mehr Sinn und Verstand als das der Enten... »   - Leonardo Sciascia, Der Tag der Eule. Zürich 1991

Einteilung (5)  »Spitznamen«, sagte Wendell, »geben das ganze Drama des Menschen preis. Sie zerfallen in viele Klassen; die drei geläufigsten sind: solche, die wir erfinden, um jemanden so zu machen, wie er sein sollte - also Überredungsnamen; solche, die wir erfinden, um ihn erscheinen zu lassen, wie er nicht ist -also arglistige Namen; und solche, die wir erfinden, um ihn dichter einzuhüllen in das, was er ist, und diese sind so vielfältig wie unsere Meinung über die betroffene Person. Nennen wir sie Meinungsnamen. Nimm meinen eigenen Fall«, fuhr er fort, »denn die Philosophie sollte wie die Barmherzigkeit im eignen Haus anfangen. So laß uns denn die Geschichte erzählen, wie deine Mutter anfangs auf deinen ergebenen Diener reagierte, damit werden wir einen Fall zur Hand haben. Er wird dich über die hübschesten Drehungen und Windungen solcher Spiele unterrichten, dafür und dawider, die du dir denken kannst, ganz zu schweigen von dem Reichtum an Launen, die darin enthalten sind. Das wird die Dinge besser auf den Punkt bringen«, fügte er hinzu, »als ganze Abhandlungen über die Natur, und wird das unvermeidliche Ende, das du ja kennst, herausbringen.

Achte bei diesem Monolog genau darauf, wie sie mich nennt und wie nicht, denn darin liegt die ganze irrsinnige Finsternis des weiblichen Herzens.«  - (ryder)

Einteilung (6)   Das Seiende, behaupten sie, sei teils gut, teils böse, teils keines von beiden. Gut seien die Tugenden, die Einsicht, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maßhaltung und so weiter, bös das Entgegengesetzte: Unverstand, Ungerechtigkeit und so weiter; keines von beiden aber, was weder nützt noch schadet, z. B. Leben, Gesundheit, Lust, Schönheit, Kraft, Reichtum, Ruhm, hohe Geburt und so auch das diesen Entgegengesetzte: Tod, Krankheit, Schmerz, Häßlichkeit, Schwäche, Armut, Ruhmlosigkeit, niedere Geburt und was dem ähnlich, wie Hekaton sagt im siebenten Buch seiner Schrift über das Endziel und Apollodor in seiner Ethik und Chrysipp. Das seien nämlich keine Güter, sondern an sich gleichgültige Dinge, die nur teilweise in gewisser Hinsicht wünschenswert seien. Denn wie es das eigentümliche Merkmal der Wärme ist, zu erwärmen und nicht zu erkälten, so das besondere Merkmal des Guten, zu nützen und nicht zu schaden. Nun aber schadet der Reichtum und die Gesundheit nicht weniger als sie nützen, also ist weder der Reichtum noch die Gesundheit ein Gut. Ferner behaupten sie: was sich gut und übel verwenden läßt, das ist kein Gut; Reichtum und Gesundheit aber lassen sich gut und übel verwenden, also ist Reichtum und Gesundheit kein Gut. Poseidonios indes rechnet auch diese zu den Gütern. Auch die Lust lassen Hekaton in dem neunzehnten Buch über die Güter sowie Chrysipp in der Schrift über die Lust nicht als ein Gut gelten; denn es gebe auch verwerfliche Lüste; nichts Verwerfliches aber sei gut.    - Stoiker, nach (diol)

Einteilung (7)  Wir wollen uns damit begnügen, sie nach Wheeler in acht Hauptklassen einzuteilen, nämlich die Dorylinen, Cerapachyinen, Ponerinen, Leptanillinen, Pseudomyrminen, Myrmicinen, Dolichoderinen und Formicinen. Nur die Myrmicinen und die Formicinen sind gleichsam Weltbürger; alle anderen kommen allein in den tropischen oder subtropischen Ländern vor. Die gemeinsamen Ahnen sind anscheinend die Ponerinen.   - (maet)

Einteilung (8)  Die von Rhine und Soal untersuchten Phänomene haben mit »Geistern« nichts zu tun. Als Telepathie bezeichnen sie die Übertragung von Informationen von einem Intellekt auf den anderen ohne die Vermittlung materieller (sinnlicher) Kanäle. Wenn ein Intellekt von materiellen Gegenständen, die beliebig weit entfernt und beliebig versteckt und verschleiert sein können, gleichfalls ohne Vermittlung der Sinne Informationen erlangt, so bezeichnen sie das als Kryptästhesie. Die räumliche Manipulation von materiellen Objekten allein durch geistige Anstrengung - wiederum ohne materiellen Effektor - nennen sie Psychokinese (PK). Als Hellseherei bezeichnen sie schließlich das Vorhersehen künftiger Zustände von materiellen Phänomenen, ohne daß dabei Schlußfolgerungen aus bekannten Voraussetzungen beteiligt sind (»mit dem Geist in die Zukunft schauen«).  - (sum)

Einteilung (9)  Man kann die Verrückung überhaupt in die tumultuarische, methodische und systematische einteilen.

i) Unsinnigkeit (amentia) ist das Unvermögen, seine Vorstellungen auch nur in den zur Möglichkeit der Erfahrung nötigen Zusammenhang zu bringen. In den Tollhäusern ist das weibliche Geschlecht, seiner Schwatzhaftigkeit halber, dieser Krankheit am meisten unterworfen; nämlich unter das, was sie erzählen, so viel Einschiebsel ihrer lebhaften Einbildungskraft zu machen, daß niemand begreift, was sie eigentlich sagen wollten. - Diese erste Verrückung ist tumultuarisch,

2) Wahnsinn (dementia) ist diejenige Störung des Gemüts, da alles, was der Verrückte erzählt, zwar den formalen Gesetzen des Denkens zu der Möglichkeit einer Erfahrung gemäß ist, aber durch falsch dichtende1 Einbildungskraft selbstgemachte Vorstellungen für Wahrnehmungen gehalten werden. Von der Art sind diejenigen, welche allerwärts Feinde um sich zu haben glauben; die alle Mienen, Worte oder sonstige gleichgültige Handlungen andrer als auf sich abgezielt, und als Schlingen betrachten, die ihnen gelegt werden. - Diese sind in ihrem unglücklichen Wahn oft so scharfsinnig in Auslegung dessen, was andere unbefangen tun, um es als auf sich angelegt auszudeuten, daß, wenn die Data nur wahr wären, man ihrem Verstande alle Ehre müßte widerfahren lassen. - Ich habe nie gesehen, daß jemand von dieser Krankheit je geheilt worden ist (denn es ist eine besondere Anlage, mit Vernunft zu rasen). Sie sind aber doch nicht zu den Hospitalnarren zu zählen; weil sie, nur für sich selbst besorgt, ihre vermeinte Schlauigkeit nur auf ihre eigene Erhaltung richten, ohne andere in Gefahr zu setzen, mithin nicht sicherheitshalber eingeschlossen zu werden bedürfen. - Diese zweite Verrückung ist methodisch.

3) Wahnwitz (insania) ist eine gestörte Urteilskraft; wodurch das Gemüt durch Analogien hingehalten wird, die mit Begriffen einander ähnlicher Dinge verwechselt werden, und so die Einbildungskraft ein dem Verstande ähnliches Spiel der Verknüpfung disparater Dinge als das Allgemeine vorgaukelt, worunter die letzteren Vorstellungen enthalten waren1. Die Seelenkranken dieser Art sind mehrenteils sehr vergnügt; dichten abgeschmackt, und gefallen sich in dem Reichtum einer so ausgebreiteten Verwandtschaft sich, ihrer Meinung nach, zusammenreimender Begriffe. - Der Wahnsinnige1 dieser Art ist nicht zu heilen; weil er, wie die Poesie überhaupt, schöpferisch und durch Mannigfaltigkeit unterhaltend ist. - Diese dritte Verrückung ist zwar methodisch, aber nur fragmentarisch.

4) Aberwitz (vesania) ist die Krankheit einer gestörten Vernunft. - Der Seelenkranke überfliegt die ganze Erfahrungsleiter und hascht nach Prinzipien, die des Probiersteins der Erfahrung ganz überhoben sein können, und wähnt das Unbegreifliche zu begreifen. - Die Erfindung der Quadratur des Zirkels, des Perpetuum mobile, die Enthüllung der übersinnlichen Kräfte der Natur, und die Begreifung des Geheimnisses der Dreieinigkeit sind in seiner Gewalt. Er ist der ruhigste unter allen Hospitaliten, und seiner in sich verschlossenen Spekulation wegen am weitesten von der Raserei entfernt; weil er mit voller Selbstgnügsamkeit über alle Schwierigkeiten der Nachforschung wegsieht. -Diese vierte Art der Verrückung könnte man systematisch nennen.  - Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (zuerst 1798/1800)

 

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