insturz Plötzlich
schrie einer der gäste auf: Der plafond stürzt ein! Rette sich, wer kann! Er
hatte kaum ausgeredet, als auch schon ein ausgesprochenes rieselgeräusch vernehmbar
wurde; die roten ampeln begannen zu schwanken, eine um die andere verlor ihre
farbhülle, das licht wurde gleißend hell, die romantische gesichtsschminke der
damen nuttig aufdringlich, es gab fältchen und falten, wo noch eben blühende
jugend geherrscht hatte, der boden begann zu wanken,
ein besoffener kapitän
rief ›windstärke 10!‹, volle wie leere gläser zerschellten kurz und bündig,
die garderobefrau fing an laut zu beten, die bisher unverdrossen fortsetzende
tangokapelle brach nun doch ihr spiel ab — der bogen des geigers war durch dessen
gleichgewichtsverlagerung an den wanst der harmonika geraten, hatte diesen durchbohrt,
der harmonikaspieler, dadurch verständlich erbost, hatte darauf sein versehrtes
instrument in die tasten des pianos geworfen. So kam alles zum stillstand, es
geschah blitzschnell, wie im zeitraffer der stummfilme, die musik schwieg wie
ein entsetztes opfer, dem eben die klinge eines messers durch die gurgel geritscht
ist.. Aus der tangotraum, erdbeben, die welt
geht unter, hilfe!, Anna, wo bist du?, Egon, was ist das? oje oje! keine
panik, meine herrschaften! Tja, Fritz, das war dein letzter furz.
- H.
C. Artmann,
How much, schatzi? Frankfurt am Main 1971
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