inprägen   Sie brachte ein Einkaufsnetz voller Lebensmittel mit. Zwei Weinflaschen schlugen hell aneinander, wie um miteinander anzustoßen.

»Zum Kochen habe ich nicht die Zeit«, erklärte sie ihm, während sie den Mantel auszog, »so kaufe ich Konserven. Auf Konserven verstehe ich mich«, fügte sie lachend hinzu.

Gerührt, so daß er fast traurig wurde, schaute er ihr zu.

»Ich liebe Konserven.«

Mit den Augen verfolgte er ihre Geschäftigkeit. Er dachte an ihre Brüste, ihre Schenkel. Und sie stellte ihm das alles, ohne zu feilschen, zur Verfügung. Er dachte auch an ihren Rücken, ihre Schultern. All das war damit beschäftigt, für ihn das Abendessen zuzubereiten. Anbetungswürdige Stella! Dennoch erinnerte er sich nicht mehr ihres Nabels. Er schloß die Augen, um ihn vor sich zu sehen. Vergebens. Er hatte ihn vergessen.

Sie war dabei, den Tisch zu decken. Sie kehrte ihm den Rücken zu. Behutsam näherte er sich ihr. Er überraschte sie mit einem Kuß auf die Schulter. Seine Hände umfaßten ihre Brüste, glitten dann langsam tiefer. Er fand den Eingang des Sweaters. Er drehte sie um. Die Druckknöpfe des Rockes sprangen nacheinander auf. Seine Augen erreichten die Höhe des Nabels. Er küßte ihn leidenschaftlich, darauf studierte er ihn, um alle Details in sein Gedächtnis einzugraben. Sie beugte sich zu ihm nieder, um zu sehen, womit er beschäftigt war. Sie hatte ganz andere Absichten vermutet. Er wollte sie nicht enttäuschen. - Roland Topor, Der Mieter. Zürich 1976 (detebe 20358, zuerst 1964)

Einprägen (2) In seiner Selbstbiographie berichtet Benvenuto Cellini, daß er mit fünf Jahren ein kleines Tier, das einer Eidechse ähnelte, im Feuer spielen sah. Er erzählte es seinem Vater. Dieser sagte ihm, das Tier sei ein Salamander und gab ihm eine Ohrfeige, damit dieser wunderbare Anblick, der den Menschen so selten beschieden wird, sich ihm unauslöschlich einpräge.  - (bo)

 

Gedächtnis Prägung

 

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