- (
welt
)
Einfluß (2) Sengle hatte, aufgrund seines erprobten Einflusses auf das Verhalten der kleinen Gegenstände, für sich das Recht zur Folgerung abgeleitet, es verhalte die ganze Welt sich wahrscheinlich genauso. Wenn es auch nicht stimmt, daß die Flügelschwingung einer Fliege »einen Buckel hinter der Welt verursacht«, weil es ein Hinter-dern- Unendlichen nicht gibt, oder weil Bewegungen sich kartesianisch in Ringen fortpflanzen (ist es doch klar erwiesen, daß die Gestirne Ellipsen, oder zumindest elliptische, spiralförmige Bahnen mit geringer Steigung beschreiben, und daß ein Mensch, der in der Wüste geradeaus zu gehen glaubt, nach links abdriftet, und daß es nicht viele Kometen gibt), so liegt es doch auf der Hand, daß eine geringfügige Bewegung sich durch beträchtliche Verschiebungen in ihrer äußeren Umgebung bemerkbar macht, daß aber hinwiederum nicht einmal der Weltuntergang es schafft, ein Schilfrohr derart in Bewegung zu versetzen, daß es Bewußtheit davon erlange; denn besagtes Schilfrohr, das seiner Umgebung in stiller Abgeschiedenheit verhaftet ist, die eine Rette-sich-wer-kann-Situation gar nicht kennt, würde ungerührt an seinem Standort verharren und, gemäß der Unterschiedlichkeit, in der sich so etwas denken läßt, zur Feststellung gelangen, daß sich sein Verhältnis zur Umgebung keineswegs verändert hat.
Nosocome hatte einen Strohhalm unter einem Glassturz waagrecht an einen Seidenfaden
gehängt und festgestellt, daß die Näherung animalischer Wärme mitnichten ausreiche,
die eingeschlossene Luft dergestalt zu verschieben, daß sie den Strohhalm in
einen Pendelschwung versetzte. Sengle aber stand mehrere Meter abseits und brachte
schon durch geringfügige Vergrößerung seines Abstandes solche Pendelschwingungen
zustande. - Alfred Jarry, Tage und Nächte. Roman eines Deserteurs.
Frankfurt am Main 1998 (zuerst 1897)
|
||
|
||
|
|