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(
licht
)
Einfalt
(2) Er sah erbärmlich mitgenommen, elend und trübselig
aus. Man hätte ihn für geistesgestört halten können, wäre nicht dieser unauslöschliche
Ausdruck der Biederkeit in seinen blauen Augen gewesen,
deren unglücklicher, müder Blick immer wieder die
aufgegebene, sinkende Brigg suchte, als könne er keinen andern Ruhepunkt finden.
Dieser Kapitän hatte ein viel zu einfältiges Gemüt, um den Verstand zu verlieren,
er hatte jene männliche Einfalt, die allein imstande ist, einen Mann unversehrt
an Geist und Körper den Zweikampf mit dem tödlichen Mutwillen der See oder ihrer
weniger boshaften Raserei bestehen zu lassen. - (
con
)
Einfalt
(3)
Einfalt (4) Der unbestechliche Professor
ging dahin und wandte die Augen von der verhaßten Menge. Er hatte keine Zukunft.
Er verschmähte sie. Er war eine Kraft. In Gedanken hätschelte
er Bilder von Verderben und Zerstörung.
Er ging dahin, zierlich, unscheinbar, schäbig, unglücklich und furchtbar in
seiner Einfalt, die ihn bestimmte, zur Erneuerung der Welt Irrsinn und Verzweiflung
herbeizurufen. Niemand sah ihn an. Unbeargwöhnt und todbringend wie die Pest
schritt er durch das Menschengewühl der Straße. - Joseph Conrad, Der Geheimagent. Frankfurt am Main 1972 (zuerst
1907)
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