igenschaft, angeborene  Wer immer das Gesicht und Profil von Conchitas Gatten gesehen hätte, würde hundert Pesos gegen einen Centavo gewettet haben, daß er Hahnrei wäre. Nun wohl, er würde sein Kapital vorteilhaft angelegt haben; der Centavo gewann: Conchitas Gatte war ein Hahnrei, nicht weil die Frau ihn betrog, sondern weil er es von Natur aus war. Die Hörner, wie die Linien der Hand, sind schon vorhanden, noch bevor das Schicksal sich erfüllt; sie wachsen nicht infolge des Verrats, sondern der Verrat ist die Folge der Hörner, die latent in uns existieren.

In der Tat sieht man gehörnte Junggesellen, die Gehörnten in Erwartung ihrer Bestätigung, die ihr Amt antreten, die zu wachsen beginnen an dem Tag, wo sie eine Frau nehmen. Der geborene Hahnrei ist wie der geborene Verbrecher, der ein solcher ist, auch wenn er noch kein Verbrechen begangen hat.

Am Tag des ersten Ehebruchs wird nichts an ihrer moralischen Lage verändert; und wenn einer von ihnen zu euch kommt, um euch verzweifelt anzuvertrauen: «Meine Frau hat mich zum Hahnrei gemacht!», so antwortet ihm: «Mein Lieber, du warst es schon.»

Und es nützt nicht, daß sie die Gattinnen wechseln, das Bett verkaufen, die Wohnung tauschen, andere Gewohnheiten annehmen, nordamerikanische Systeme polizeilicher Überwachung einführen. Welche Gesten sie versuchen, in welches Land sie auswandern, welche Frau sie auch pachten mögen, sie werden den Verrat mit sich nehmen, wie jene an Sinnestäuschungen Leidenden, die Gespenster sehen und Geräusche hören, und die, gleichviel in welches Haus sie sich flüchten und in welches Getöse sie sich versenken, Gespenster sehen und Geräusche hören werden, weil weder die einen, noch die anderen in der äußeren Wirklichkeit vorhanden sind, sondern es sind krankhafte Vorstellungen ihrer Gehirnrinde.   - Pitigrilli, Der falsche Weg. Reinbek bei Hamburg 1988