ichhörnchen  Albertus Magnus beschrieb das Eichhörnchen sehr genau als äußerst lebhaftes kleines Tier, das sein Nest oben in den Bäumen habe, einen langen buschigen Schwanz besitze und sich von Ast zu Ast schwinge, wobei es den Schwanz als Steuer benutze. Wenn es sich bewege, ziehe es den Schwanz hinter sich her, im Sitzen richte es ihn jedoch auf und schmiege ihn an den Rücken. Beim Fressen halte es die Nahrung wie die anderen Nager sozusagen in den Händen und führe sie zum Mund. Es ernähre sich von Nüssen und dergleichen. Sein Fleisch sei süß und schmackhaft. In Deutschland sei es in der Jugend schwarz, später rötlich, im Alter teilweise sogar grau. Und in Plinius' Naturgeschichte findet sich die Bemerkung, das Eichhörnchen benutze den Schwanz geschickt als Wetterfahne und Decke, sammle für den Winter Futter und die Römerinnen hielten es gern als Haustier. Im Mittelalter verwendete man in deutschen Landen Fell und Fleisch von Eichhörnchen für diverse Heilzwecke, besonders als Mittel gegen die Gicht. Konrad von Megenberg, eine andere Quelle Dürers, behauptet, das höchst einfallsreiche Tier fahre auch gerne zur See, wobei ihm der Schwanz als Segel diene.

Dahinsegelndes Eichhörnchen

 - Colin Eisler, Dürers Arche Noah. Tiere und Fabelwesen im Werk von Albrecht Dürer. München 1996 (zuerst 1991)

Eichhörnchen (2)  Ich habe das Eichhörnchen, was Sie mir mitgab, im großen Eichenwald ins Freie gesetzt, es war Zeit – die fünf Meilen, die es im Wagen fuhr, hat es großen Schaden gemacht, und im Wirtshaus hat es über Nacht dem Bürgermeister die Pantoffel zerfressen. Ich weiß gar nicht, wie Sie es gemacht hat, daß es Ihr nicht alle Gläser umgeworfen, alle Möbel angenagt und alle Hauben und Tocken beschmutzt hat. Mich hat's gebissen, aber im Andenken an den schönen stolzen Franzosen, der es auf seinem Helm vom südlichen Frankreich bis nach Frankfurt in Ihr Haus gebracht hat, hab' ich ihm verziehen. Im Wald setzte ich's auf die Erde, wie ich wegging, sprang es wieder auf meine Schulter und wollte von der Freiheit nichts profitieren, und ich hätt's gern wieder mitgenommen, weil mich's lieber hatte als die schönen grünen Eichbäume. Wie ich aber in den Wagen kam, machten die andern so großen Lärm und schimpften so sehr auf unsern lieben Stubenkameraden, daß ich's in den Wald tragen mußte. Ich ließ dafür auch lange warten; ich suchte mir den schönsten Eichbaum im ganzen Wald und kletterte hinauf. Da oben ließ ich's aus seinem Beutel, es sprang gleich lustig von Ast zu Ast und machte sich an die Eicheln, unterdessen kletterte ich hinunter. Wie ich unten ankam, hatte ich die Richtung nach dem Wagen verloren, und obschon ich nach mir rufen hörte, konnte ich gar nicht unterscheiden, wo die Stimmen herkamen. Ich blieb stehen, bis sie herbeikamen, um mich zu holen; sie zankten alle auf mich, ich schwieg still, legte mich im Wagen auf drei Selterskrüge unten am Boden und schlief einen herrlichen Schlaf, bis bei Mondschein, wo der Wagen umfiel, ganz sanft, daß niemand beschädigt ward. - Bettine von Arnim an Frau Rat Goethe

Eichhörnchen (3)   Es war ihm, als ziehe ihm die Alte seine Kleider aus und umhülle ihn dafür mit einem Eichhörnchenbalg. Jetzt konnte er Sprünge machen und klettern wie ein Eichhörnchen; er ging mit den übrigen Eichhörnchen und Meerschweinchen, die sehr artige, gesittete Leute waren, um und hatte mit ihnen den Dienst bei der alten Frau. Zuerst wurde er nur zu den Diensten eines Schuhputzers gebraucht, d. h. er mußte die Kokosnüsse, welche die Frau statt der Pantoffeln trug, mit Öl salben und durch Reiben glänzend machen. Da er nun in seines Vaters Hause zu ähnlichen Geschäften oft angehalten worden war, so ging es ihm flink von der Hand; etwa nach einem Jahre, träumte er weiter, wurde er zu einem feineren Geschäft gebraucht; er mußte nämlich mit noch einigen Eichhörnchen Sonnenstäubchen fangen und, wenn sie genug hatten, solche durch das feinste Haarsieb sieben. Die Frau hielt nämlich die Sonnenstäubchen für das Allerfeinste, und weil sie nicht gut beißen konnte, denn sie hatte keinen Zahn mehr, so ließ sie sich ihr Brot aus Sonnenstäubchen zubereiten. - Wilhelm Hauff, Zwerg Nase

Eichhörnchen (4)    Diese kleinen snobs der tannenbäume, diese gefrässigen esserinnen der trauer, diese fabrikanten von motorherzchen, diese sadistischen drogen des schmerzes, diese enthaupterinnen der schwestern der Inkas, diese erfinderinnen des nordwindes gingen über den wüsten des rationalismus spazieren und lachten dabei die hermaphrometallkörperchen aus. Sie liessen sie den lavendelduft riechen und ahmten die schreie und die lieder der uhus, der uhren und der pfaffen nach, auf eine weise, dass die körperchen zitterten wie wir vor gespenstern. Sie servierten aus dem gleichgewicht geratene würste und zeigten schändliche bilder aus der zeit der revolutionen, als die bürger hartnäckig ihre ultraviolette lepra verteidigten und propagierten. Da erröteten die körperchen und die siebe, welche sie gegen jegliche metaphysik beschirmten, fingen an wie in einem märchen zu niesen. Wer könnte den hermaphrometallkörperchen dafür bürgen, dass die eichhörnchen nicht eine kabbalistische macht besassen und dass sie nicht von einem augenblick zum anderen materialistische wiesen voller vergissmeinnicht und beichtstühle auftauchen liessen? Ach! Diese kleinen rächerinnen und wiederverkäuferinnen der melancholie, diese priester vom guten essen waren die eingefleischten feinde des antonismus und josefismus, der hygiene und der mathematik.  - Hans Arp, Vicente Huidobro: Rettet eure Augen. Posthistorische Novelle. Nach (huarp)
 
Kleinvieh Schwanz
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