i, faules     Wer den Rabenstein haben will, der muß in der letzten Nacht des  Hornungs in den Wald gehen wo der Baum mit dem hoffnungsvollen Neste steht. Er muß ganz einsam und allein kommen, und auch keine Menschenseele muß wissen, wohin und wofür er ausgegangen ist; und auch keinen Laut, nicht einmal ein Hustchen oder ein Seufzerlein darf er von sich geben. Auf die Glocke der Zeit muß er Acht geben und genau um die Mitternachtstunde zur Stelle seyn; denn nur in der Gespensterstunde, zwischen Zwölf und Eins in der Nacht, läßt der Stein sich gewinnen. Dann muß er sich so splinterfasernackt entkleiden, wie Adam weiland im Unschuldskleide der Natur im Garten Eden gestanden ist; und in diesem Naturkleide muß er nun den Stamm hinaufklettern und zitternd und bebend im Sinn behalten, daß er keinen Ton vernehmen lassen darf; denn alsbald ihm auch nur der leiseste Laut entführe, würde er gleich des Todes seyn. Aber nun merkt euch hiebey wieder des Teufels List. Wenn er den armen gierigen Kletterer bis oben zur Spitze hinaufgelockt hat, wo das heillose Nest sitzt, dann darf er nicht hineinschauen und sich den leuchtenden Stein aussuchen, sondern er muß sich nun noch dreimal um den Stamm herumschwingen, die Augen zuthun, und blind hineingreifen, und was sein Finger zuerst berührt, das muß er behalten. So hat sich's oft begeben, daß Manche mit einem faulen Ei herunter gekommen sind und für alle Angst, Arbeit und Schmerzen nur Spott gehabt haben.  - Ernst Moritz Arndt, Märchen aus dem Norden. Frankfurt am Main 1990 (Die Andere Bibliothek 61, zuerst 1818)

Ei, faules (2) Die Tüte enthielt zwei Salami-Sandwiches in Fettpapier und zwei hartgekochte Eier. Er wickelte eines der Sandwiches aus und sah, daß die Wurst sich am Rand grün gefärbt hatte. Er packte das Sandwich wieder ein, tat es zurück in die Tüte, nahm sich eines der hartgekochten Eier. Er schlug das Ei auf und schälte es, aber als er es aufbrach, stellte er fest, daß das Eigelb purpurlila war und stark nach Schwefel roch.

Fünf Schritte weiter richtete sich ein Waschbär, der das Ei und den Schwefel ebenfalls roch, auf die Hinterbeine auf, wedelte mit den Vorderpfoten und hob die Nase schnuppernd in die Luft.

Tiny Bock sah den Waschbären und legte die beiden Eierhälften auf ein Grasbüschel. Als Tiny sich auf die Fahrerkabine zubewegte, kam der Waschbär, ein Weibchen, nach vorn gehuscht und raffte die beiden Eierhälften an sich. Der Waschbär trug die Eierhälften zu einem schlammigen Tümpel und wälzte sie im Wasser, um sie dann zu fressen. Bock, der seine Schrotflinte aus der Kabine genommen hatte, feuerte einmal. Acht der zwölf Schrotkugeln trafen den Waschbären und verwandelten ihn in einen undefinierbaren Klecks aus Fell und Blut.    - Charles Willeford, Bis uns der Tod verbindet. Reinbek bei Hamburg 1996

Eier, faule (3)   Projekt: Spedition von 2 Lastzügen fauler Eier aus Dänemark (Übernahme der Sendung erfolgt ohne Mängelvorbehalt) durch die Bundesrepublik in die Schweiz. Dies bringt Exportprämie. Don Umdeklarierung der Ware in a) Chinesische Feinkostspezialität (kleine Partie), b) Rohstoff zur Verarbeitung in Viehfutter, der in die EWG abschöpfungs-und steuerbegünstigt eingeführt wird, und zwar nach Luxemburg, da dort Viehfutterkontrolle mäßig. Die Eier werden zwecks späterer Weiterverwendung auf angemietetem Schrottplatz gelagert. Hier günstiger Erwerb, die Gelegenheit ergibt sich bei den Verhandlungen eines Schrottpostens, der nach Berlin als Roheisen transportiert wird, dort nach Längen sortiert als Eisen-Halbfabrikate rücktransportiert in der Bundesrepublik 30% Steuerpräferenz erbringt. Die Differenz zwischen Kaufpreis und Präferenz erbringt 15% Gewinn.  - Alexander Kluge, Die Patriotin. Texte/Bilder 1-6. Frankfurt am Main 1979

Ei

 

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