hrgefühl
Er fand Messalina auf der Erde hingelagert,
neben ihr sitzend ihre Mutter Lepida, die mit ihrer Tochter, solange sie im
Glücke war, durchaus nicht einträchtig gelebt hatte, ihr jetzt aber in der äußersten
Not ihr Mitleid nicht versagen konnte. Sie riet ihr, nicht auf den Henker zu
warten; ihr Leben sei nun doch dahin, ein edler Tod sei alles, was ihr noch
übrigbleibe. Aber die Ausschweifungen hatten sie gebrochen; in ihrer Seele lebte
kein Ehrgefühl mehr. Sie erging sich in Tränen und endlosen Klagen, bis das
Tor stürmisch aufgerissen wurde und die Soldaten vor ihr standen, der Tribun
schweigend, der Freigelassene viele gemeine Schimpfworte gegen sie ausstoßend.
Jetzt endlich begriff sie ihre Lage. Sie nahm das Schwert und drückte es zitternd
und erfolglos an die Kehle und die Brust. Da erstach sie der Tribun. Die Leiche
überließ man der Mutter. - (
tac
)
Ehrgefühl (2) Wenn Mr. Evans' Gedanken trotz Unseres Feinsten weit davon entfernt waren, vergnügt zu sein, waren Dorschflosses Gedanken nicht weniger verwünscht und nicht weniger erfüllt von »winzigen Einzelheiten«.
»Ich werd diesen Herrn dabei zuschauen lassen müssen«, dachte er, »denn er
ist so verrückt drauf, daß er, wenn ich ihn nicht lasse, hergeht und mich ins
Tauntoner Gefängnis bringt. Dort werd ich sowieso enden, und zwar am Ga'lgenberg,
nur hängen sie einen jetzt hinter Mauern, weshalb wir arme Schufte nicht mehr
unsren Tantchcn zuwinken können. Mir würd der Galgenberg nicht halb soviel ausmachen
wie die Mauern. Hinter Mauern, das gibt einem das Gefühl vonner verdammten Abtreibung,
die Sorte von Aus-und-vorbei, die Dr. Fell zwischen Schweincstall und Abort
hinten in seim Garten verscharrt. Hinter Mauern, das hab ich nie gemocht und
werds auch nicht.« Welche Kraft trieb Dorschflossc zur Eisenstange;
jenes Gerät, das er bereits so sorgsam in Gwyn-ap-Nuds Turm versteckt hatte?
Es war gewiß kein Geschlechtsnerv. Es war
einzig und allein sein Ehrgefühl. Dorschflosse war bei seiner Ehre verpflichtet,
den Anordnungen Mad Bets zu folgen, und es war ihm seit ihrem Gespräch im Schafpferch
nicht eine Sekunde die Möglichkeit in den Sinn gekommen, daß er sich dieser
Tat entziehen könnte. Die Erwartung, »hinter Mauern« zu enden, hatte Dorschflosse
gleich von Anfang an voll und ganz akzeptiert, wie ein Jesuit dem Befehl seines
Oberen oder ein revolutionärer Attentäter seinen versiegelten Anweisungen nachkommt.
- (cowp)
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