hrenwort  Es gab in Benevento zwei angesehene Männer, von denen der eine Graf Montalto hieß, der andere Marchese Serra. Der Graf Montalto ließ meinen Vater zu sich rufen und versprach ihm fünfhundert Zechinen, wenn er Serra ermorde. Mein Vater übernahm den Auftrag, doch er bat darum, ihm für die Ausführung Zeit zu lassen, weil er wußte, daß Serra sehr auf der Hut war.

Zwei Tage später ließ der Marchese Serra meinen Vater an einen abgelegenen Ort holen und sagte zu ihm: „Zoto, hier ist eine Börse mit fünfhundert Zechinen. Sie gehört Ihnen; geben Sie mir Ihr Ehrenwort, daß Sie Montalto erdolchen l"

Mein Vater nahm die Börse und erwiderte: „Herr Marchese, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich Montalto töten werde. Doch ich muß Ihnen gestehen, daß ich ihm ebenfalls versprochen habe, Sie umzubringen."

Der Marchese sprach lachend: „Ich hoffe sehr, daß Sie es nicht tun werden."

Mein Vater entgegnete sehr ernst: „Verzeihen Sie, Herr Marchese, ich habe es versprochen, und ich werde es tun."

Der Marchese sprang ein paar Schritte zurück und riß den Degen aus der Scheide, aber mein Vater zog eine Pistole aus dem Gürtel und zerschmetterte dem Marchaese den Schädel. Dann begab er sich zu Montalto und verkündete ihm, daß sein Feind nicht mehr lebe. Der Graf  umarmte ihn und händigte ihm die fünfhundert Zechinen aus. Darauf gestand mein Vater mit ein wenig verlegener Miene, daß der Marchese ihm, bevor er starb, fünfhundert Zechinen gegeben habe mit dem Auftrag, ihn, den Grafen Montalto, zu ermorden. Der Graf bekundete seine Freude darüber, daß er seinem Feinde zuvorgekommen sei.'

„Herr Graf", entgegnete ihm mein Vater, »das nützt Ihnen nichts, denn ich habe mein Wort gegeben."

Zugleich versetzte er ihm einen Stoß mit dem Dolch. Dem Grafen entrang sich im Fallen ein Schrei, worauf seine Dienerschaft herbeieilte. Mein Vater bahnte sich mit dem Dolch einen Weg, floh in die Berge und stieß von dort zu der Truppe Monaldis. Alle Bravi, die sie bildeten, priesen um die Wette eine solche geradezu religiöse Treue zum einmal gegebenen Wort. - (sar)

Ehrenwort (2) Der türkische Feldherr Mustafa=Pascha hatte sich schon bei der Belagerung Maltas durch Grausamkeit ausgezeichnet. Jetzt überfiel er mit hundertzwanzig Galeeren und hundertzwanzigtausend Mann das venezianische Zypern. Die reiche Stadt Famagusta wurde von General Bragadino wacker verteidigt, ergab sich dann aber gegen Ehrenwort des Paschas auf freien Abzug. Dem ehrenwerten Bragadino wurden die Zähne ein geschlagen und die Fingernägel ausgerissen. Seine Offiziere wurden enthauptet, so daß ihr Blut auf ihn spritzte. Oft mußte er niederknien, und das Krummschwert wurde über seinem Nacken geschwungen. Vielmals wurde er gegeißelt. Mit den bloßen gemarterten Händen mußte er Schanzkörbe füllen. Er mußte die Erde küssen, wenn Mustafa sich an seinen Qualen zu weiden vorüberkam. Hin und wieder warf man ihn ins Wasser und holte ihn heraus, eben bevor er ertrank. Man glühte ihm mit Eisen das Kreuzzeichen auf die Brust, stülpte ihm einen erhitzten Helm auf, riß ihm das Gemächte herunter. Am zwölften Tage zog man ihm die Haut ab. Um sein Verscheiden hinzuzögern, wurde vorsichtig bei den Fußsohlen begonnen. Mustafa war die ganze Zeit darauf erpicht, den Tapferen einmal schreien zu hören. Aber es war nur immer ein leises „Miserere Domine" zu vernehmen. Da denn ließ das Untier des noch dem Sterbenden die Zunge herausschneiden. Die abgezogene Haut wurde mit Stroh ausgestopft und zum Trocknen an die Segelrute einer Galeasse gehängt, deren angeschrnieddete Rudersklaven Venezianer waren. Alsdann wurde die grausige Puppe in das Banner des Verewigten gewickelt, mit den Köpfen seiner Offiziere nach Konstantinopel geschickt und dort zur Schau gestellt.  - (bord)
 
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