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letzte Wenn dein Hund dir über viele Jahre gedient hat und sterben
muß, wenn du ihn loswerden willst oder wenn er sich etwas hat zuschulden kommen
lassen; wenn seine Haut mit Schorf und kleinen Tierchen bedeckt ist, seine Ohren
ausgefranst sind und bluten, seine Schnauze stets trocken ist, wenn er seine
Hinterbeine nachzieht, die ihm von den Seiten hängen, als wären sie abgestorben;
oder wenn du seinen Anblick nicht mehr ertragen kannst —, dann vertraue ihn,
der dein Freund gewesen, nicht fremden Händen an, auch nicht denen deines Bruders:
denn er kennt ihn nicht, wie du ihn kennst; tue nichts, wodurch er merken könnte,
daß er sterben muß, erweise du ihm die letzte Ehre, gib ihm selber den Tod;
ruf ihn in einen Winkel des Gartens, gib ihm den letzten Knochen zum Nagen,
streichle mit der einen Hand seinen Kopf, mit der anderen, ohne daß er's merkt.
. . Ich glaube, so hab ich's einmal gelesen . . . Ich werde ihn selber töten,
wenn es sein muß . . . Und ich erinnere mich ebenfalls, vor langer Zeit von
einem Bauern gelesen zu haben, der einen Landstreicher
tötete, um ihm die Uhr zu rauben, und sagte, als er zuschlug: Verzeih mir, Bruder.
- Tommaso Landolfi, Zwei späte Jungfern. Reinbek bei Hamburg 1996 (Zuerst
1946)
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