hepaar  Katz und Dr. Shade hatten für mich zwei Versuche angeordnet. Einer simulierte den Verwesungsprozeß in einem Keller; hier wurden die Veränderungen nach Eintritt des Todes in dunkler, kalter Umgebung beobachtet. Für den anderen Versuch dagegen hatte man eine Leiche unter den gleichen Bedingungen und für die gleiche Zeit im Freien deponiert. Der Keller-Versuch fand in dem einzigen Gebäude statt, das sich auf dem Gelände der Farm befand, nicht mehr als ein ziegelgedeckter Schuppen. Unsere Versuchsperson, der krebskranke Ehemann, lag darin auf einem Zementsockel. Uber die Leiche hatte man eine Sperrholzkiste gestülpt, um sie vor Tieren und Wetterschwankungen zu schützen. Täglich waren Fotos gemacht worden, die Dr. Shade mir jetzt zeigte. Die ersten Tage hatten keine erkennbaren Veränderungen der Leiche mit sich gebracht, dann aber fiel mir auf, daß Augen und Finger langsam austrockneten.

»Sind Sie jetzt soweit?« fragte Dr. Shade.

Ich schob die Fotos in den Umschlag zurück. »Ja. Schauen wir ihn uns einmal an.«

Sie hoben die Kiste hoch, und ich hockte mich neben die Leiche, um sie mir genau anzusehen. Der Mann war klein und dünn gewesen. Bei seinem Tod hatte er einen weißen Stoppelbart am Kinn getragen, und seinen Arm zierte eine perfekte Popeye-Tätowierung mit Anker. Nach sechs Tagen in seiner Sperrholzkrypta waren die Augen des Mannes eingesunken, die Haut war teigig geworden, und der linke untere Quadrant war verfärbt.

Seine Frau dagegen hatte sich nicht annähernd so gut gehalten, obwohl die Witterungsbedingungen außerhalb der Hütte denen im Innern sehr ähnlich waren. Allerdings hatte es nach Aussage meiner Kollegen ein- oder zweimal geregnet, und zeitweise war die Tote der Sonne ausgesetzt gewesen. Bussardfedern in der Umgebung erklärten einige der Verletzungen der Leiche. Außerdem war die Haut der Toten viel stärker. verfärbt, wirkte sehr schlaff und zeigte keinerlei Ansätze von Teigigkeit.

Schweigend sah ich sie mir eine Weile an. Sie lag zwischen Bäumen nackt auf dem Rücken, nicht weit von der Hütte entfernt. Blätter von Robinien, Walnuß- und Eisenholzbäumen waren ihre Unterlage. Die Tote wirkte älter als ihr Mann. Ihr Körper war vom Alter so gebeugt und verschrumpelt, daß er aussah, als habe er sich auf den Status eines androgynen Kindes zurückentwickelt. Sie hatte pinkfarben lackierte Fingernägel, trug ein künstliches Gebiß und hatte durchstochene Ohrläppchen.  - Patricia Cornwell, Das geheime ABC der Toten. München 1997 (zuerst 1994)

Ehepaar (2)

Frieda Kahlo, Diego Rivera

- Martin Munkácsi

Ehepaar (3)

Die schlimmen Eheleut

Nicht also kürren und schorren die Ratzen,
nicht also schreien und gmauzen die Katzen,
nicht also pfeifen und zischen die Schlangen,
nicht also rauschen und prasseln die Flammen,
nicht also scheppern und kleppern die Rötschen,
nicht also plurren und schnurren die Prötschen,
nicht also wüten und heulen die Hund,
nicht also brüllet der Löwen ihr Schlund,
nicht also hauset und brauset das Meer,
nicht also stürmet ein kriegrisches Heer,
Nicht also reißet und tobet der Wind,
nicht also jammert ein schreiendes Kind:
wie zwei wankende, zankende, reißende, beißende,
weinende, greinende, mockende, bockende,
trutzige, schmutzige
Eheleut.

- Abraham a Santa Clara

Ehe
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