hegespräch  Ein unbehagliches Schweigen entstand. Die unselige Überzeugung wuchs in Dr. Bickleigh, daß seine Frau mit ihm Katze und Maus gespielt hatte und noch spielte. Der nächste Augenblick bestätigte dies.

»Hast du die Absicht, dieses Mädchen zu verführen, Edmund?« fragte Julia unbewegt.

Bestürzung, wirklicher Ärger und ein Übelkeit erregender Schrecken raubten Dr. Bickleigh einen Augenblick lang die Sprache. »Sieh mal, Julia ...«, begann er in schrillen, unnatürlichen Tönen.

»Ach, du brauchst dir keine Mühe zu geben, mir etwas vorzumachen«, unterbrach ihn seine Frau. Ihre blassen, vorstehenden Augen sahen verächtlich durch die dicken Gläser. »Ich weiß durchaus, daß man dir kein anständiges Mädchen anvertrauen kann. Du wirst zugeben müssen, daß ich mich normalerweise in deine Vergnügungen nicht einmische. Wenn ein Mädchen dumm genug ist, auf einen Mann wie dich hereinzufallen, dann muß es eben Lehrgeld zahlen. Aber in diesem Fall, und darauf mache ich dich besonders aufmerksam, werde ich es nicht dulden.«

»Du hast kein Recht.... Wie kannst du es wagen, Julia«, sprudelte Dr. Bickleigh mit zitternden Lippen heraus. Der Ärger verdrängte sogar seine Angst, als ihm die ungeheuerliche Zumutung klarwurde. Wo er doch gerade in diesem Fall so aufrichtig, so durchaus platonisch war! ... Es gibt nur eine Beschuldigung, die die meisten Menschen in größere Wut bringt als eine berechtigte, das ist eine grundlose, »Ich meine, du bist einfach abscheulich.«

»Bitte schrei nicht so, Edmund. Du brauchst weiter gar nichts zu sagen. Ich habe dir gesagt, daß ich zumindest bei Miss Cranmere nicht dulden werde, daß du sie mit deinen Aufmerksamkeiten belästigst. Am besten gehst du überhaupt nicht mehr nach »The Hall«. Wenn sie einen Arzt will, kann Dr. Lydston sich sehr gut ihrer annehmen. Das ist alles.«

 »Das ist nicht alles«, schrie Dr. Bickleigh. »So etwas lasse ich mir nicht einmal von dir gefallen, Julia. Du kannst nicht die geringste Ahnung von Miss Cranmere haben, wenn du auch nur daran denkst... Aber so seid ihr frigiden Frauen: Immer findet ihr überall Sexualgeschichten oder sonstige viehische Dinge... Scheußliche Gedanken... Miss Cranmere, das will ich dir noch sagen, ist...« Er endete in ohnmächtigem Schweigen, sein Gesicht zuckte.

Julia sah ihn an, als sei er ein häßliches Insekt, das trotz seiner Abscheulichkeit nicht uninteressant ist. »Edmund, bildest du dir ein, daß du dieses Mädchen liebst?«  - Francis Iles, Vorsätzlich. München o. J. (Goldmann 3059, zuerst 1931)

Ehegespräch (2)  »Darff ich dich daran herinnern, dasz diese meyne Jungfrauschafft mich ungeheuer drücket?«

»Herinnere mich von mir aus doch, an was du willst.«

»Es macht mir keyne Freudte nicht, dich überhaupt an etwas herinnern zu müssen. Eher schon würdt es mir Freudte machen, wenn du mich ryttest, mit oder ohne Matreize

»Du weiszt doch selbste, dasz mann in der Karozze nicht kann reytthen.«

»Mann könnts, mit ein bisgen Geschücklichkeyth und guttem Willen.«

»Mann kann es nit.«

»Und ich sage dir, ich bin mit jedtem Behülf zufrieden.«

»Die lange Reise und die Schlacht haben mich müdt gemacht. Verschiepen wir den Rytt bis nach unserer Ankunft in der Purg zu Dreiey, unserem Stammsitz. Die Ehe vollzieht mann am dafür vorgesehenen Orthe.«

»Wollt ja nur fragen, ob mann nicht einen kleynen Proberytt hieselbst, in dieser Karozz, könnt machen.«

 »Du verlangst ziemlich sonderbare und schwierichte Dinge.«  - Luigi Malerba, Pataffio. Berlin 1988

Ehegespräch (3)  

- N. N.

Ehegespräch (4)  

Ehegespräch (5)  

Ehegespräch (6)  - Wie sehr du Horacio gleichst, sagte Talita. Es ist unglaublich, wie ähnlich du ihm bist.

- Tick-tack, sagte Traveler und suchte Zigaretten. Tick-tack, tick-tack.

- Ja, du bist ihm ähnlich, wiederholte Talita noch einmal und ließ dabei die Ente los, die mit einem schwabbeligen Geräusch, das einem den Magen umdrehte, auf den Boden klatschte. Auch er hatte tick-tack gesagt und die ganze Zeit in Bildern gesprochen. Aber könnt ihr mich denn nicht in Ruhe lassen? Ich sage dir ganz absichtlich, daß du ihm ähnlich bist, damit wir ein für allemal mit diesem absurden Quatsch aufhören. Es darf nicht sein, daß sich durch Horacios Rückkehr alles derart verändert. Gestern abend habe ich es ihm gesagt, ich kann nicht mehr, ihr beide spielt mit mir, es ist wie eine Partie Tennis, ihr versetzt mir Schläge von beiden Seiten, und dazu habt ihr kein Recht, Manú, das dürft ihr nicht machen.

Traveler nahm sie in seine Arme, obgleich sich Talita sträubte, und nachdem er einen Fuß auf die Ente gesetzt hatte und dabei ausgerutscht war, so daß beide fast zu Boden gegangen wären, gelang es ihm, sie zu zähmen und auf die Nasenspitze zu küssen.

- Für dich gibt es vielleicht gar keine Bombe, liebe Maus, sagte er und lächelte mit einem Ausdruck, der Talita entspannte, sie bewog, eine bessere Lage in seinen Armen zu suchen, Weißt du, es ist nicht so, daß ich herumlaufe und warte, daß mir ein Blitz auf den Kopf fällt, aber ich glaube, ich'darf mich nicht mit einem Blitzableiter verteidigen, ich muß mit dem Kopf hinaus ins Freie, bis es eines Tages zwölfe schlägt. Erst nach dieser Stunde, nach diesem Tag werde ich wieder ich selber sein. Es ist nicht wegen Horacio, Liebes, es ist nicht nur wegen Horacio, auch wenn er wie eine Art Bote gekommen ist. Womöglich wäre mir, auch wenn er nicht gekommen wäre, etwas Ähnliches passiert. Ich hätte irgendein enthemmendes Buch gelesen, mich in eine andere Frau verliebt . . . , Diese Falten im Leben, verstehst du, dieses unvermutete Auftauchen von etwas, das man nicht erwartet hat und das schlagartig alles in eine Krise treibt. Du müßtest das verstehen.

- Aber glaubst du denn wirklich, daß er mich sucht und daß ich . . .

- Er sucht dich überhaupt nicht, sagte Traveler und ließ sie los. Horacio interessierst du einen feuchten Kehricht, sei nicht beleidigt. Ich weiß recht gut, was du wert bist, und ich werde immer eifersüchtig sein, wenn dich irgendwer ansieht oder mit dir spricht. Und selbst wenn Horacio seine Netze nach dir auswürfe, selbst in diesem Falle, auch wenn du mich für verrückt hältst, wiederhole ich dir, daß du ihn nicht interessierst. Folglich brauche ich mich nicht aufzuregen. Es ist etwas anderes, sagte Traveler und hob die Stimme. Es ist verdammt noch mal etwas anderes!

- Aha, sagte Talita, hob die Ente auf und säuberte sie mit .   einem Geschirrtuch von dem Fußtritt. Du hast ihr die Rippen eingedrückt. Also es ist etwas anderes. Ich verstehe es nicht.   - (ray)

Ehegespräch (7)   »Aber Herrgott noch mal, Eloise, ich liebe dich!«

»Aber Herrgott noch mal, Dudley, ich hasse dich!«

Die kalte Bösartigkeit, mit der sie ihn nachäffte, brachte ein Zittern auf seine Lippen, genau wie sie es vorausgesehen hatte, und alles Blut wich aus seinem gequälten Gesicht. Diese nicht unvertrauten und diesmal erhofften Anzeichen von Schmerz brachten sie ebenso in Wut, wie sie sie freuten. Die Überlegenheit ihrer Körpergröße nutzend - sie war vielleicht zwei Zoll größer als er -, ließ sie ihre harten, grauen Augen, Zwillingspunkte aus Stahl in einem hübschen, egoistischen Gesicht, bewußt beleidigend von der Welle kastanienbraunen Haars, das ihm in die Stirn fiel, bis zu den Spitzen seiner kleinen Schuhe wandern und dann wieder hinauf zu seinen leidenden, rotbraunen Augen.

»Was bist du eigentlich?« fragte sie mit eiskalter Härte. »Du bist kein Mann. Bist du ein Kind? Ein Insekt? Oder was? Du weißt, daß ich dich nicht nötig habe - du wirst nie auch nur irgend etwas sein. Das hab ich doch sicher klar genug gemacht. Und trotzdem willst du mir nicht meine Freiheit geben. Ich wollte, ich hätte dich nie gesehen, hätte dich nie geheiratet - und du wärst tot!« - Dashiell Hammett, Der Engel vom ersten Stock. München 1993

Ehegespräch (8)

 

Ehe Gespräch

 

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