Ehefrieden  Als wir eines Sonntags unser Mittagessen in einer Laube im Garten einnehmen, entlädt sich das elektrische Fluidum, das sich seit zehn Jahren aufgeladen hat, ohne besonderen Anlaß. Und zum erstenmal schlage ich sie. Ein Schauer von Ohrfeigen hagelt auf ihr Gesicht nieder, und als sie sich wehren zu müssen meint, zwinge ich sie in die Knie. Sie stößt einen schrecklichen Schrei aus, und der Genuß, den ich plötzlich erlebte, verwandelt sich in Entsetzen, als die Kinder, völlig außer sich vor Angst, lauthals zu schreien beginnen. Dies ist der schrecklichste Augenblick meines elenden Lebens. Ein Sakrileg, ein Mordanschlag, ein Verbrechen wider die Natur, eine Frau zu schlagen, eine Mutter. Und die Kinder zu sehen! Ich habe das Gefühl, als verschwände die Sonne hinter den Wolken, und das Leben ekelt mich an. Und gleichwohl bemächtigt sich eine Ruhe meiner Sinne, eine Ruhe wie nach dem Sturm, eine Befriedigung wie nach der Erfüllung einer heiligen Pflicht. Ich bedaure, aber ich bereue nicht. Solche Ursache, solche Wirkung. Am Abend macht Maria einen Spaziergang im Mondschein. Ich gehe ihr entgegen und küsse sie. Sie stößt mich nicht weg, bricht in Tränen aus, und nachdem wir uns ein wenig ausgesprochen haben, begleitet sie mich auf mein Zimmer, wo wir uns bis Mitternacht lieben.

Was für eine merkwürdige Ehe! Mittags verprügele ich sie, und nachts schlafen wir miteinander! Was für eine merkwürdige Frau! Sie küßt ihren Schinder!

Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich sie schon vor zehn Jahren geschlagen und wäre heute der glücklichste aller Ehemänner! Merkt euch das, meine Herren Hahnreie!   - (plaed)

 

Eheleben Frieden

 

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