goismus  Mir geht in dieser Welt nichts über mich. - Johann Wolfgang von Goethe

Egoismus (2) Nemo contra deum nisi deus ipse. - Johann Wolfgang von Goethe

Egoismus (3) Wenn ich dich liebe, was geht's dich an. - Johann Wolfgang von Goethe

Egoismus (4) Aber seht doch Jenen Sultan an, der für »die Seinen« so liebreich sorgt. Ist er nicht die pure Uneigennützigkeit selber und opfert er sich nicht stündlich für die Seinen? Ja wohl, für »die Seinen«. Versuch' es einmal und zeige Dich nicht als der Seine, sondern als der Deine: Du wirst dafür, daß Du seinem Egoismus Dich entzogst, in den Kerker wandern. Der Sultan hat seine Sache auf Nichts, als auf sich gestellt: er ist sich Alles in Allem, ist sich der Einzige und duldet keinen, der es wagte, nicht einer der »Seinen« zu sein.

Und an diesen glänzenden Beispielen wollt Ihr nicht lernen, daß der Egoist am besten fährt? Ich Meinesteils nehme Mir eine Lehre daran und will, statt Jenen großen Egoisten ferner uneigennützig zu dienen, lieber selber der Egoist sein. Gott und die Menschheit haben ihre Sache auf Nichts gestellt, auf nichts als auf Sich. Stelle Ich denn meine Sache gleichfalls auf Mich, der Ich so gut wie Gott das Nichts von allem Andern, der Ich mein Alles, der Ich der Einzige bin.

Hat Gott, hat die Menschheit, wie Ihr versichert, Gehalt genug in sich, um sich Alles in Allem zu sein: so spüre Ich, daß es Mir noch weit weniger daran fehlen wird, und daß Ich über meine »Leerheit« keine Klage zu führen haben werde. Ich bin [nicht] Nichts im Sinne der Leerheit, sondern das schöpferische Nichts, das Nichts, aus welchem Ich selbst als Schöpfer Alles schaffe.

Fort denn mit Jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache ist! Ihr meint. Meine Sache müsse wenigstens die »gute Sache« sein? Was gut, was böse! Ich bin Ja selber Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat für Mich keinen Sinn.

Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache »des Menschen«. Meine Sache ist weder das Göttliche noch das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie u. s. w., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allgemeine, sondern ist - einzig, wie Ich einzig bin.

Mir geht in dieser Welt nichts über Mich. - Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum.  München 1968 (zuerst 1845)

Egoismus (5)  ELISE : «Du trägst einen unabänderlichen Plan in dir, dem du gehorchst, und den du, ohne ihn erkennen zu lassen, den ändern heimtückisch aufzwingst. Auch ich habe einen solchen Plan, aber rücksichtslos entfalte ich ihn und zeige unumwunden, was ich vorhabe.»

ELISE: «Du und deine Familie, ihr habt einen Egoismus voller Delikatessen, voller Finessen, will sagen: voller hinterhältiger Umschweife; voller Geheimnisse, will sagen: voller Heuchelei. Mein Egoismus ist phantastisch, zynisch, unverschämt, monströs, monumental, man sieht ihn von überall, er kann sich und will sich auch gar nicht verbergen.»   - Marcel Jouhandeau, Elise. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1933 ff.)

Egoismus (6)  Weit davon entfernt, die Triebfeder aller unserer Handlungen zu sein (wie man es bei einigen Autoren liest), ist der Egoismus vielmehr die schwierigste der Errungenschaften: Zu viele und zu unterschiedliche Dinge widersetzen sich ihm. Die Kunst selbst kann als eine fortschreitende Annäherung an den Egoismus aufgefaßt werden, der dennoch unerreichbar bleibt. Kurz, er ist, und zwar im Grunde für alle, immerwährende und nie gestillte Sehnsucht; und seine Erringung ist um so schwieriger, als es sich dabei natürlich um ein Übel handelt, wenn auch um ein notwendiges. (Mein Gott, was für ein Wirrwarr, vor allem durch die Schuld der Feder, die schlecht schreibt.) - Na ja, vielleicht stimmt es, daß der reine Egoismus die reine Kunst wäre, oder umgekehrt; doch der Egoismus für sich allein ist noch nichts, auch wenn er die unerläßliche Grundvoraussetzung für alles bildet, was Gültigkeit besitzt. Andererseits darf die Kunst nicht rein sein; allenfalls kann sie diesseits oder jenseits des Egoismus unrein sein. (Widerspruch, aber nur ein scheinbarer.) An eine unreine Kunst aus Mangel sind wir gewöhnt: Vielleicht brauchten wir eine unreine Kunst aus Überfülle. Man kann und man muß womöglich wieder dahin kommen, die eigenen Artgenossen zu lieben, doch nicht, ehe man sie ihrem Schicksal überlassen hat; sie von Anfang an und gleichsam natürlich zu lieben zählt nicht und führt zu nichts. Aber . . .

Der Wirrwarr ist noch beängstigender geworden, und die Feder hat nichts damit zu tun. Ach je, wie weit ist es mit mir gekommen: Aus Verzweiflung habe ich heute nacht dieses Tagebuch zu Hilfe gerufen, und es wirft mir ein noch erschreckenderes Bild meiner selbst zurück! Ein Bild wie das, welches Maupassant dazu trieb . . . Gestern habe ich eine wer weiß wie schwache Rechtfertigung erfunden, um nicht alles zu verbrennen: Und heute? Doch die schrecklichste Frage bleibt: Warum verbrenne ich nicht alles? - Erschrecken besagt nichts. Hier brauchte es AWE, das sich in einem einzigen, grauenhaften Vokal ausspricht.  - (land3)

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