cho Ich
litt unter einem sonderbaren Zwang. Ein Echo in mir antwortete auf das Stöhnen
und Wimmern der Verwundeten. Es war ein körperlicher,
schmerzhafter Druck in meinem Brustkasten, der vor dem Einschlafen so heftig
wurde, daß ich nicht anders konnte: ich mußte selbst stöhnen und wimmern wie
jene, bei denen ich in langen Nächten Wache gehalten hatte. Und es erging mir
wie den Verwundeten. Das Stöhnen brachte mir Erleichterung und schließlich Schlaf.
Ähnliche Erleichterung brachten mir
Gedichte. -
Wieland Herzfelde, Immergrün. Merkwürdige Erlebnisse und Erfahrungen eines fröhlichen
Waisenknaben. Berlin 1949
Echo (2) Jeder, der je durch eine Steinpassage geschritten ist, weiß, wie das ist, wenn einem Phantomschritte folgen. Das Echo folgt einem tappernd nach oder läuft klappernd vorauf, so daß es einem Mann, der wirklich allein ist, fast unmöglich ist, an sein Alleinsein zu glauben. Ich hatte mich an die Wirkung dieses Echos gewöhnt und es schon seit einiger Zeit nicht mehr wahrgenommen, als mein Blick auf den symbolischen Umriß fiel, der da in die Felswand geritzt war. Ich blieb stehen, und im gleichen Augenblick erschien es mir, als bliebe mein Herz ebenfalls stehen; denn zwar waren meine Füße stehengeblieben, aber das Echo marschierte weiter.
Ich rannte vorwärts, und es schien, als ob die gespenstischen Fußschritte ebenfalls rannten, aber nicht in jener exakten Nachahmung, die das materielle Nachbeben eines Tons kennzeichnet. Ich hielt wieder an, und die Schritte ebenfalls; aber ich hätte schwören können, daß sie einen Augenblick zu spät anhielten; ich rief eine Frage; und mein Ruf wurde beantwortet; aber die Stimme war nicht meine.
Sie kam um die Ecke eines Felsens genau vor mir; und während jener ganzen
unheimlichen Jagd bemerkte ich, daß sie immer an solchen Ecken des krummen
Ganges innehielt und redete. Das bißchen Raum vor mir, das meine kleine
elektrische Lampe erhellen konnte, war immer so leer wie ein leerer Raum.
Und unter solchen Umständen führte ich ein Gespräch
mit ich weiß nicht wem, das bis zum ersten weißen Schimmer des Tageslichtes
währte, und selbst da konnte ich nicht erkennen, wie er ins Licht des Tages
verschwand. -
Gilbert Keith Chesterton, Father Browns Ungläubigkeit. Zürich 1991
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