urchlöcherung Es gibt keine nomadischen oder seßhaften Schmiede. Der Schmied ist ambulant, er zieht umher. In diesem Zusammenhang ist besonders wichtig, wie der Schmied wohnt. Sein Raum ist weder der gekerbte Raum des Seßhaften, noch der glatte Raum des Nomaden. Der Schmied kann ein Zelt oder ein Haus haben, er bewohnt sie wie ein "Lager", genauso wie das Metall selber, das in einer Höhle oder einem Loch liegt, eine halb oder ganz unterirdische Hütte. Sie sind nicht nur von ihrem Wesen her, sondern auch wegen ihres Handwerks und aus Bedürfnis Höhlenbewohner.
In einem brillianten Text von Elie Faure wird der
Höllenzug der umherziehenden Völker in Indien beschrieben,
die den Raum durchlöchern und phantastische Formen schaffen,
die den Durchlöcherungen, den vitalen Formen des nicht organischen Lebens entsprechen.
"Am Ufer des Meeres oder am Fuße eines Gebirges stießen sie auf eine Granitmauer.
Also drangen sie in den Granit ein, sie lebten, liebten, arbeiteten, starben
im Dunkel und wurden auch dort geboren, und drei oder vier Jahrhunderte später
kamen sie an ganz weit entfernten Orten wieder heraus, nachdem sie das Gebirge
durchquert hatten. Zurück ließen sie den ausgeschlachteten Felsen, in alle möglichen
Richtungen führende Gänge, behauene und ziselierte Wände, natürliche oder künstliche
Säulen, die aus dem Stein herausgeschlagen wurden, zehntausend schreckliche
oder bezaubernde Gestalten. (...) Der Mensch überließ sich hier widerstandslos
seiner Kraft und seinem Nichts. Er forderte von der Form nicht die Bestätigung
eines bestimmten Ideals. Er zog sie roh aus dem Ungeformten, so wie das Ungeformte
es wollte. Er benutzte die Vertiefungen des Dunkels und die zufälligen Formen
des Felsens." Das metallverarbeitende Indien. Gebirge durchlöchern, anstatt
sie zu erklimmen, die Erde durchwühlen, anstatt sie einzukerben, den Raum durchlöchern,
anstatt ihn glatt zu erhalten, die Erde zu einem Schweizer Käse machen. -
Deleuze
/ Guattari, Tausend
Plateaus.
Berlin 1992 (zuerst 1980)
Durchlöcherung (2) Die einst
sehr zahlreichen Stämme der Etredisen bestehen nur noch aus einigen sehr empfindlichen Individuen.
Eine Krankheit, die fast alle Volker verschont, überwältigt sie. Es handelt
sich um eine Darmkrankheit: die Estrazellose. Die Eingeweide
werden derart anfällig, daß sie selbst von gekochten Karotten, von einem nur
eine Spur zu schweren Püree durchlöchert werden, nicht aber von Bouillon, Milch,
Obstsäften (außer den sauersten). Aber dann wird die Moral anfällig.
- (mich2)
|
|