roschke  Auf der Straße dunkelten einige Droschken, abgenutzt und zerklappert wie krüppelhafte, vor sich hindösende Krabben oder Küchenschaben. Ein Kutscher neigte sich vom hohen Bock herab. Er hatte ein kleines, rotes und gutmütiges Gesicht. »Fahren wir, junger Herr?« fragte er. Das Gefährt erbebte in allen Gelenken und Bugen seines vielgliedrigen Körpers und fuhr auf leichten Rädern dahin. Wer aber vertraut sich in einer solchen Nacht den Launen eines unberechenbaren Droschkenkutschers an? Im Scheppern der Speichen, im Dröhnen des Wagenkastens und des Daches konnte ich mich über das Ziel des Weges mit ihm nicht verständigen. Er nickte zu allem achtlos und nachsichtig mit dem Kopf und summte vor sich hin, während er auf Umwegen durch die Stadt fuhr.

Vor einer Schenke stand eine Gruppe Droschkenkutscher, die ihm freundschaftlich mit den Händen zuwinkten. Er antwortete ihnen erfreut, worauf er mir — ohne in der Fahrt innezuhalten — die Zügel auf die Knie warf, sich vom Bock herabgleiten ließ und sich der Schar seiner Kollegen beigesellte. Das Pferd, ein altes weises Droschkenpferd, schaute sich flüchtig um und lief im gleichmäßigen Droschkentrab weiter. Eigentlich flößte dieses Pferd Vertrauen ein, es schien klüger als der Kutscher zu sein. Aber kutschieren konnte ich nicht - man mußte sich seinem Willen überlassen. Wir bogen in eine Vorstadtgasse ein, die zu beiden Seiten von Gärten gesäumt war. Diese Gärten gingen allmählich, im gleichen Maß unserer Fortbewegung, in Parks mit großen Bäumen und dann in Wälder über.   - Bruno Schulz,  Die Zimtläden. In: (bs)

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