rohung,
weibliche
Sie: »Nicht du. Nicht gestern, nicht heute, nicht morgen. Keine Nacht, keine
einzige, kein Tag, kein einziger. Keine Angst, du bist es nicht. Kannst froh
sein, daß du nicht in Frage kommst, daß ich dich nicht mit mir nehme, daß ich
dich schön allein lasse, heilfroh. Eines Tages wirst du mir dankbar sein. Entkommen!
wirst du denken. Die Liebe der Frauen ist schrecklich. Ich weiß das von meiner
Mutter und ihrer Liebe zu meinem Vater. Aber meine Liebe wäre noch ganz anders
schrecklich. Ah, du bist gar nicht enttäuscht, oder? Bist vielmehr erleichtert.
Weil du gesagt hast, was du zu sagen hattest. Bist sogar stolz, oder? Denn so
hast du noch nie gesprochen, Partner, oder? All deine Energie hast du verwendet
für deine Anfangsstrophe gerade, und bist jetzt so zufrieden mit dir und der
Welt, wie du es anders nie geworden wärst, oder? Kann sein, so kommt von dir
doch noch der Song, den du seit Jahren immer bloß ankündigst.« -
Der Gitarrist:
»Gehörst du demnach einem?« - Sie: »Ich gehöre niemandem.
So steht es geschrieben. Aber einer gehört mir. Wird mir gehören. Einer.
Bald schon. Demnächst. So steht es geschrieben. Er weiß es bloß noch nicht.
Wehe ihm. Wohl ihm.« -
Peter Handke, Kali. Eine Vorwintergeschichte. Frankfurt am Main 2008
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