rohung  Kleines Mädchen, du bist kein Engel, und überhaupt wirst du werden wie die anderen Frauen. Nein, nein, ich flehe dich an; tritt nie mehr vor meine finster gefurchte Stirn. In einem Moment der Verirrung könnte ich deine Arme packen, sie auswringen wie ein gewaschenes Wäschestück, aus dem man das Wasser preßt oder sie krachend zerbrechen wie zwei trockene Zweige und dich dann zwingen, sie zu essen. Ich könnte, mit sanfter, liebkosender Miene deinen Kopf in meine Hände nehmend, meine gierigen Finger in die Lappen deines unschuldigen Gehirns stoßen, um ihm mit lächelnden Lippen ein wirksames Fett zu entziehen, das meine, von des Lebens ewiger Schlaflosigkeit schmerzenden Augen wäscht. Ich könnte, wenn ich deine Augenlider mit einer Nähnadel festnähte, dich des Schauspiels der Welt berauben und dich in die Unmöglichkeit versetzen, deinen Weg zu finden; nicht ich werde dir als Führer dienen. Ich könnte deinen jungfräulichen Leib mit eisernem Arm emporheben, dich bei den Beinen packen und dich um mich kreisen lassen wie eine Schleuder, dann, eine letzte Kreislinie beschreibend, alle meine Kräfte konzentrieren, um dich gegen die Mauer zu schmettern. Jeder Blutstropfen wird auf eine menschliche Brust spritzen, um die Menschen zu erschrecken und ihnen ein Beispiel meiner Bosheit vor Augen zu führen: sie werden sich ohne Unterlaß Fetzen auf Fetzen von Fleisch herunterreißen; der Tropfen Blut aber bleibt unauslöschlich an gleicher Stelle, und wird leuchten wie ein Diamant. Sei unbesorgt, ich werde einem halben Dutzend Diener befehlen, die angebeteten Reste deines Leibes zu bewachen, um sie vor dem Hunger blutgieriger Hunde zu schützen. Gewiß, der Körper ist an der Mauer hängengeblieben wie eine reife Birne und nicht heruntergefallen; aber die Hunde bringen hohe Sprünge zustande, wenn man nicht auf sie achtet. - (mal)

Drohungen (2)

DROHUNGEN

Aber wisse:
Ich lebe Tiertage. Ich bin eine Wasserstunde.
Des Abends schläfert mein Lid wie Wald und Himmel.
Meine Liebe weiß nur wenig Worte:
Es ist so schön an deinem Blut. -

Mein königlicher Becher!
Meine schweifende Hyäne!
Komm in meine Höhle. Wir wollen helle Haut sein.
Bis der Zedernschatten über die kleine Eidechse lief:
Du - Glück -

Ich bin Affen-Adam. Rosen blühn in mein Haar.
Meine Vorderflossen sind schon lang und haarig.
Baumastlüstern. An den starken Daumen
kann man tagelang herunterhängen. -

Ich treibe Tierliebe.
In der ersten Nacht ist alles entschieden.
Man faßt mit den Zähnen, wonach man sich sehnt.
Hyänen, Tiger, Geier sind mein Wappen. -

Nun fährst du über Wasser. Selbst so segelhaft.
Blondhäutig. Kühles Spiel.
Doch bitterrot, das Blut darin ist tot,
ein Spalt voll Schreie ist dein Mund.
Du, daß wir nicht an einem Ufer landen!
Du machst mir Liebe: blutegelhaft:
Ich will von dir. -

Du bist Ruth. Du hast Ähren an deinem Hut.
Dein Nacken ist braun von Makkabäerblut.
Deine Stirn ist fliehend: Du sahst so lange
über die Mandeln nach Boas aus.
Du trägst sie wie ein Meer, daß nichts Vergossenes
im Spiel die Erde netzt.

Nun rüste einen Blick durch deine Lider:

Sieh: Abgrund über tausend Sternen naht.
Sieh: Schlund, in den du es ergießen sollst.
Sieh: Ich. -

 - (benn)

Drohungen (3)  Du willst woll'ne kleene Abreibung ham? / Dir stoß ick außen Anzuch! / Na warte, det wer'k Dir anstreichen! / Et jibt jleich eklich wat aus de Armkasse! / Sie ham woll schon lange keene Backzehne jespuckt? / Ick wer dir bei (folgt Infinitiv, etwa 'Äppel klaun'; Kindern gegenüber oft Antwort auf eine unpassende Frage oder Bitte: Ick wer dir bei spielen jehn!) / Dir werkt beibringen! / Du wirst jleich wat besehn (Keile besehn)! / Den werkt besorjen! / Ick schlach dir 'n Brejen in! / Dir wer'k (uff'n Drab, uff'n Schwung) bringen! / Ick wer'n mal uff't Dach steijn. / Krist jleich eens uffs Dach! / Krist eens uf'n Deckel! / Dir soll der Deibel frikassieren! / Krist 'n Ding (det'n Fund wiecht)! / Wat, Sie wolln mir dreckich komm'? Sie nich, vastehn Se, Sie nich! / Komm' Se mir nich dumm, sonst komm ick Ihnen noch dümma! / Dem knick ick die Eisbeene! / Ick kann sehr eklich wern. / Du! Wat willst 'n erben? / Ick knall dir eene, dette de Engel in'n Himmel feifen hörst! / Dir hau ick in Fetzen! / Den wer'k de Flötentöne beibringen! / Mensch, dir könntick stundenlang in de Fresse haun! / Dir wer'k de Hammelbeene langziehn! / Dir wer'k zeijen, wat'ne Harke is! / Du krist jleich eens uf't Hauptjebäude! / Warte, dir wer'k helfen! / Een Schlach - und du stehtst im Hemde, der zweete is Leichenschändung. / Laß dir bloß nischt infallen! / Hast woll lange nich dein eijnet Jeschrei jehört? / Ick wer dir jleich kommen! / Liebe mir, oder ick zerhack dir de Kommode! / Hast woll lange nich mit'n verbundenen Kopp aus'n Charitefensterjekiekt? / Den wer'k uff'n Kopp komm'! / Ick hau dir uff'n Kopp, dette Plattbeene krist (dette durch de Rippen kiekst wie der Affe durch'n Kefich)! / Wo willst 'n liejen? Spuck ma hin! / Dir nehm ick außenander im setz dir vakehrt wieda zusamm'! / Een Schlach, un de Nese sitzt hinten! / Ihn' hat woll lange nich de Nese jeblut'? / Ick hau dir eene, dette denkst, Ostern un Fingsten fällt uf een' Dach! / Ick hau dir eene, dette aus de Pantin' kippst! / Den schlar ick mit'n nassen Rejenschirm dot! / Sie ham woll schon lange nich m de Renne jelejen? / Krist eene rin! / Keile kriste nach Noten! / Denn kannste deine Knochen in't Schnuppduch zu Hause draren! / Nu nummerier' dir man de Knochen! / Ick hau' dir eene an dein' Resedatopp, det dir de Blietn noch vierzehn Dare wackeln! / Reich mir mal det Beil von de Kommode, ick wer' den Kerl ma' 'nen Scheitel ziehn! / Du krist Hiebe, dette Schwarte knackt! / Det soll dir sauer ufstoßen! / Et setzt wat! (Et setzt Keile.) / Den laß ick an'n steifen Arm vahungern! / Ick hau dir eene, dette dir um un dumm drehst! / Nu sind Se stille, oda ick wer' unanjenehm! / Du krist 'ne Ohrfeije, die sich jewaschen hat! / Det Aas stech ick mit'n jefrorenen Waschlappen dot! / Krist 'ne Wucht! / Wünschen Se villeicht noch wat? / Mann, wenn ick nich in Tierschutzvaein wäre... - Aus: Hans Meyer, Siegfried Mauermann (Bearb. Walther Kiaulehn): Der richtige Berliner. München. 1985 u. ö.

Drohungen (4)  Als ich aus Berlin zurückkam, musste ich noch den wahnsinnigen Hass, den ich auf die Menschheit fühlte, erst loswerden und schrieb Tage und Nächte an meinen Fragmenten. Bis ich zusammenbrach. Die ganze Lava meiner Empfindungen wird in diesem Buche kochen und schreien. Es ist furchtbar zu sehen wie entsetzlich unbedeutend alle Menschen sind, das Gefühl dass auch nicht ein einziger Mann heute lebt - es sind alles Memmen und Nachplapperer, leicht zu betören wenn man ihnen nur Geld und Leim hin hält, auf den sie kriechen und schwadronieren. Es muss eine grosse Angst verkündigt werden. Die Musik muss noch ganz Magie werden. Die Bilder! Sie müssen noch ganz verirrsinnen. Die Natur muss sich noch eigentlich entsatzen. Das Holz muss wieder Element werden. Das Meer muss ganz Flamme werden. Das Wasser muss wieder Licht werden. Das Eis muss eigentlich schreien und die Steine müssen sich noch sehr erleichtern und glühn. Die Unruhen und das Unmass müssen sich noch ganz hinsetzen und erstarrn. Die Ferne muss noch recht ferner werden. Es muss alles noch mehr blinden und entwandern. Die Ruhe muss ganz Gewalt werden. Die Welt muss dünn werden. Die Algebra muss Poesie werden. Die Zeit muss das werden was sie für mich ist: ein Gas. Im Weltraum ist keine Zukunft. Wir leben dort rückwärts. Jeder Stern ist eine Tradition! Die Mathematik muss ganz Willkür werden. Es muss alles Fleisch werden und gegessen werden. Man soll alles essen was man liebt. Gott muss noch ganz vergangen werden. Figura huius mundi. Wir müssen Gott durch unsere Gebete erlösen.

Ich bin gekommen um ihnen das Schwert zu bringen. Ich oder Ihr. Einer muss fallen. Die Abgründe die mich ausfüllen sind schauerlich. Es werden noch Worte aus meinem Munde gehn, welche die Weltbahnen ablenken und die Gehirne der Menschen zerstören werden. Das bellum internecinum ist das Reich!! Die Menschen müssen sich selbst untereinander töten, das ist edler als durch das Schicksal fallen. Sie suchen den Tod. Wo Krieg ist, da ist unsere Heimat. Krieg ist die Nativität der Erde. Der Krieg ist das Wappen der Menschheit.   - Hans Jürgen von der Wense, Von Aas bis Zylinder, Bd. I. Frankfurt am Main 2005

Drohungen (5)  Endlich kam sie in eine durchschnittene und sehr luftige Straße, wo sie eine große Thür sah, über welcher ein Gesims von Marmor war. Die Thür selbst war von Sandelholz und mit großen bronzenen Ringen versehen. Dieß war der Palast des Hofmarschalls des Chalifen, des Emir Hassan, der den Beynamen Malmanieri hatte, weil bey ihm die Schläge gewöhnlich vor den Worten vorausgiengen. Er war mit einer jungen und schönen Frau verheurathet, von der er aber keine Kinder hatte. Als der Marschall eines Tages aus dem Bade kam, und sich im Spiegel besah, bemerkte er zum ersten Mal in seinem Barte graue Haare, die mit den schwarzen vermischt waren. Darüber wurde er nachdenkend. Als er an dem nämlichen Tage in den Divan gieng, und sah, daß jeder Emir von einem oder zwey Kindern begleitet war, rührte es ihn tief, daß er selbst noch keine hatte. Wie er nach Hause kam, machte er seiner Frau Vorwürfe darüber. Alle meine Liebkosungen, sagte er zu ihr, helfen bey dir nichts. Man sieht eben so wenig Spuren davon als bey dürrem Holz. — Gott ist mein Zeuge, erwiederte sie, daß ich nicht daran schuld bin, sondern du vielmehr, der du ein unfruchtbarer Maulesel bist. Betrachte nur dein graues Kinn, das ist doch wahrhaftig keine gute Vorbedeutung, wenn man Kinder haben will. — Wir wollen sehen, versezte der Marschall. Wenn ich wieder nach Hause komme, so mache dich auf meine Umarmung gefaßt. — Desto besser, sagte sie; ich will mich aufs Beste herausputzen.   - (101)

Drohungen (6)  »Ja, so er mir vor den luntentiegel kömmt«, höre ich eine stimme donnern, »will ich ihn nicht schonen und koste es drei denarii schweren kupfers, die heugabel schmeiße ich ihme wie einen kometen oder schweifstern an den buckel .. Und ich mein bügeleisen (schreit ein schneider aus Bond Street mit turteltaubenstimme), faulheit (rülpst ein pfarrer in tweed-sacko zwischen zwei bissen zickenfleisch) ist des teufels arschleder, darauf der hocket, deme die höllenfahrt ein ergötzlich kutschieren nach Cocayne dünket!«  - (dru)

Warnung Machtmittel
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Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
UngewißheitErwartung
Synonyme