ritter, unsichtbarer Wir laufen und springen manchmal schnell hinaus in die Umgebung und ebenso sdinell zurück ins Haus. Strengen uns in der Umgebung an, rufen uns, von Erhöhungen aus, dabei teilweise hüpfend, durch Schalltrichter einiges zu: Ich sehe Sie nicht, Sie sind nicht mehr hier.
Ermattet vom schnellen Laufen lassen wir uns im dunklen Wohnzimmer in die
Sessel fallen und ruhen. Erst nach Stunden ruhigen Atmens erkennen wir Umrisse
vertrauter Gegenstände, die Sessellehne, ein Stück des Lampenschirms, Schimmern
der Standuhr. Wir haben uns an die Stille gewöhnt, nur der Hausherr atmet dort
drüben und ich atme hier im Polster. Plötzlich hören wir deutlich ein drittes
Atmen. Sofort hören wir beide auf zu atmen, sitzen bebend und passen auf das
dritte Atmen auf. Setzt dieses nun auch aus, so wundern wir uns. Es herrscht
Stille. Jetzt ich, sagt in Not endlich der Hausherr, und atmet schnell, damit
ich weiß, daß er es ist. Jetzt ich, sage ich und atme. Nutzt die dritte Person
diesen Moment und atmet heimlich mit uns beiden mit, so ist sie genauso erfrischt
wie wir und prüft uns weiter. Nach einiger Stille sagt der Hausherr: Also, Sie
haben geatmet, oder: Sie waren es doch? und ich muß ihm antworten. Ich sage:
Ja, ich habe geatmet. Meine Antwort kommt spät, der Hausherr hat seine Frage
vergessen und sagt: Natürlich haben Sie geatmet. Man atmet doch. Wir haben mit
zuckenden Muskeln zu lange gewartet, ohne Atem zu hören, und sagen zu gleicher
Zeit: Jetzt ich, und es folgt vor Schreck nichts, oder sofort hinterher rufen
wir zusammen: Also zusammen, und atmen dann zusammen oder vielmehr zu Dritt.
Auch sagt der Hausherr, schnaubend vor Erschöpfung: Also ich atme jetzt und
atmet auch wirklich auf der Stelle. Daraufhin sage ich, um die dritte Person
zu täuschen: Nun atme ich, aber dann atme ich überhaupt nicht und der Hausherr
ruft: Was ist los? Sie atmen nicht. Befinden Sie sich wohl? Soll man Hilfe holen?
und schon hat die dritte Person ausgeatmet und eingeatmet, sich vollgepumpt
mit Luft, und sitzt strotzend, erhöht, mit prallen Lungen zwischen uns Erstickenden,
atmet nun laut zwischen uns, da wir erschöpft, mit schlagenden Gliedern, von
den Sesseln abfallen. - Reinhard
Lettau, In der Umgebung. In: R. L., Feinde. München 1968
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