Dreiecksphilosophie   »In letzter Zeit hatte sie abgenommen. Die Kunden dort mögen es lieber schlank, so wie Filmstars. Kennst du die Bohnenstange aus dem Film Zwei Banditen? Gefällt sie dir?«

Von Carvalhos Antwort hing Bromuros Weltbild ab.

»Nicht schlecht.«

»Aber die hat doch hinten nichts und vorne nichts! Als der Typ die Pistole zieht und befiehlt, sie soll sich nackt ausziehen, hab' ich gedacht, du blöder Hund, mit so einer Kanone könntest du eine kriegen, an der mehr dran ist. So ein Idiot. Ich will damit nicht sagen, daß ich mich vor ihr ekeln würde. Es gibt keine Frau, keine einzige, die nicht verdient, daß man ihr einen Gefallen tut. Das ist ja das Schlimme! Es gibt so viele Frauen, und wir haben so wenig für ihr Vergnügen!«

»Fang bloß damit nicht wieder an!«

»Mit irgendeiner Philosophie muß man leben. Und das ist meine.«

Der Schuhputzer erhob sich, und Pepe war überrascht über seine Gestalt, die man sonst nie zu Gesicht bekam. Hoch aufgerichtet, als hörte er den Trommelwirbel, der seinen Auftritt ankündigte, rief Bromuro: »Die Philosophie des Dreiecks der lebenswichtigen Dinge in Reichweite einer Hand!«

Darauf legte er seinen linken Daumen an den Rand der rechten Hosentasche, den kleinen Finger auf den Hosenschlitz und vervollständigte dann das Dreieck, indem er den Daumen zum Bauchnabel führte.

»Geld, Ficken und Essen.«

Er nahm seinen Kasten, steckte die fünfundzwanzig Pesetas von Carvalho ein und trat so würdevoll ab wie Don José Ortega y Gasset nach einem Vortrag. - Manuel Vázquez Montalbán, Carvalho und die tätowierte Leiche. Berlin 2014 (zuerst 1976)

Dreieck Philosophie

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