Drehbuchautor  Die zwei Drehbuchautoren, ein Ehepaar, waren immer gleich gekleidet, sie trugen die gleichen dunklen Anzüge, die gleichen Seidenhemden und kamen mit zwei gleichen schwarzen Autos zur Arbeit. Sie arbeiteten getrennt, denn sie teilten sich die einzelnen Szenen, die sie zu schreiben hatten, so daß jeder die Hälfte schrieb; sie sprachen nie miteinander, denn das hatte ihnen ein Seelendoktor geraten, bei dem sie seit vielen Jahren in Behandlung waren.

Abgesehen von ein paar unerläßlichen Informationen im Lauf des Tages verkehrte das Drehbuchautoren-Ehepaar nur an drei Abenden pro Woche miteinander und das ging über den Seelendoktor.

Wenn die Drehbücher schreibenden Ehegatten den Erzähler dieser Geschichte in der Villa zu Gesicht bekamen, warfen sie ihm argwöhnische Blicke zu, da sie dachten, er sei ein berühmter europäischer Drehbuchautor, der bald ihre Stelle ein-nehmen sollte. Der Produzent machte übrigens kein Hehl daraus, daß er mit ihrer Arbeit nicht besonders zufrieden war und beabsichtigte, für den nächsten Film einen anderen Autor heranzuziehen, nicht zuletzt deshalb, weil ihm die beiden unsympathisch waren.

So kam es, daß der Mann eines Tages eine Katastrophe entfesselte, weil er sich mit dem Drehbücher schreibenden Ehegatten unterhielt und ein wenig mit ihm unter der Palme verweilte, die dem Häuschen neben der Villa Schatten spendet.

Die Ehefrau wollte sofort von ihrem Mann wissen, worüber er unter der Palme mit dem Europäer gesprochen hatte. Der Ehemann aber antwortete nicht, weil er sich an den Rat des Seelendoktors hielt. Da kam der Frau der Verdacht, die beiden Männer wären übereingekommen, zusammen den nächsten Film zu schreiben und sie auszuschließen.

Als die Auseinandersetzung ihren Höhepunkt erreicht hatte, weil der Ehemann sein Schweigen gebrochen und seinen Wunsch, die Ehefrau loszuwerden, eingestanden hatte, stürzte sich diese mit einer Schere auf ihn und brachte ihm eine schwere Verletzung an einem Finger bei.

Es war gegen Mitte September. Da der Zwischenfall den Mann verstörte, beschloß er unvermittelt, aus Los Angeles wegzugehen; eines Morgens um sechs Uhr rief er ein Taxi und verließ die Villa, ohne jemanden zu verständigen.

An einem Regentag machte er Rast in einem Flughafen in Nevada, während dieser Rast ging er aufs Klo, um zu weinen.  - (gcel)

 

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