onau
So viel hatten ihre Fluten
uns von ihrem verborgenen Leben erzählt! Nachts im Zelt hörten
wir sie unterm Monde singen, mit jenem sonderbaren, zischenden, nur ihnen eigentümlichen
Laut, von dem gesagt wird, er rühre von dem ununterbrochen am Grunde des Flusses
sich voranschiebenden Geröll her, so unwiderstehlich ist die Gewalt dieser Strömung.
Und auch das Geräusch ihrer gurgelnden Strudel, jener so plötzlich aufkochenden
Wirbel an Stellen, die vorher ganz glatt und harmlos geschienen, es war uns
nicht minder vertraut denn das Sausen der Untiefen und der reißenden Stromschnellen,
nicht minder auch als das beständige Grollen des Grunds unter allen Geräuschen
der Oberfläche, und das unablässige, ziehende Waschen der eisigen Wasser am
Ufergestein. Wie standen diese Fluten auf und schrien, sobald erst der Regen
auf sie niederprasselte! Und wie schallend schwoll ihr Gelächter, wenn der Wind
stromauf blies, ihrer wachsenden Schnelligkeit zu gebieten! Jawohl, wir kannten
jetzt all diese Laute und Stimmen: jenes schäumende Sichüberstürzen, die aufspritzende
Vergeblichkeit des Anrennens gegen die Pfeiler der Brücken.
- Algernon Blackwood,
Die Weiden. In: Phantastische Träume. Hg. Franz Rottensteiner (Phantastische
Bibliothek 100). Frankfurt am Main 1983
Donau (2) in wien warfen sie alle ersten
november kränze in die donau als opfer für die geister der in ihr ertrunkenen
vielleicht tun sie es heute noch ich weiß das nicht so genau die frostigen blumengebinde
trieben rasch flußabwärts und fingen sich bei der ortschaft albern im ufergestrüpp
genau an der stelle wo die selbstmörder und verunfallten angeschwemmt werden
die donau ist kein sauberer aber auch kein heillos versauter strom wie der vater
rhein dieser ehmals adelige greis mit den starken germanenmuskeln unter dem
wotansmantel gaudeamus liegekur wohin bist du entschwunden bei düsseldorf schien
er mir eine rattengraue suppe aus aschenputtels schmuddelküche - H.
C. Artmann, Nachrichten aus Nord und Süd. München 1981 (dtv 6317, zuerst
1978)
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