isput, theologischer   Pécuchet plauderte erst von gleichgültigen Dingen; dann, als er das Wort »Märtyrer« hatte einließen lassen, fragte er: »Wieviel glauben Sie wohl, daß es gegeben hat?« »An die zwanzig Millionen mindestens.« »So groß ist ihre Zahl nicht, sagt Origenes.« »Origenes, müssen Sie wissen, ist nicht zuverlässig.« Ein scharfer Windstoß fegte vorüber, zauste das Gras in den Chausseegräben und bog die Ulmen der Allee nieder, die bis zum Horizont hinlief.

Pécuchet fuhr fort: »Zu den Märtyrern zählt man viele gallische Bischöfe, die beim Widerstand gegen die Barbaren den Tod fanden, also gar nicht in Frage kommen.«

»Wollen Sie die Kaiser in Schutz nehmen?«

Nach Pécuchets Ansicht hatte man sie verleumdet. »Die Geschichte von der thebanischen Legion ist ein Märchen. Ebenso bestreite ich die von Symphorosa und ihren sieben Söhnen, von Felicitas und ihren sieben Töchtern; ebenso die Erzählung von den sieben Jungfrauen von Ankyra, die dazu verurteilt wurden, vergewaltigt zu werden, obwohl sie schon siebzig Jahre zählten; ferner die elftausend Jungfrauen der heiligen Ursula, deren eine Undecimilla hieß, ein Name, den man für eine Zahl gehalten hat; desgleichen die zehn Märtyrer von Alexandria!«

»Trotzdem! . .. Trotzdem stehen sie bei Kirchenschriftstellern, die glaubwürdig sind.«

Die ersten Regentropfen fielen. Der Pfarrer spannte seinen Schirm auf; und als Pecuchet mit darunterstand, wagte er zu behaupten, daß die Katholiken mehr Juden, Moslems, Protestanten und Freidenker zu Märtyrern gemacht hatten als alle Römer zuvor.

Der Priester rief: »Aber von Nero bis Cäsar Galba zählt man zehn Christenverfolgungen!«

»Nun, und die Massaker unter den Albigensern? Und die Bartholomäusnacht? Und die Aufhebung des Edikts von Nantes?«

»Gewiß, das waren zweifellos bedauerliche Ausschreitungen, aber Sie werden diese Leute doch wohl nicht mit dem heiligen Stephanus, den heiligen Laurentius, Cyprian, Polykarp und einer großen Schar von Missionaren vergleichen wollen!«   - (bouv)