etektivmethoden, chinesische   «Wie sollen wir unter all diesen Hügeln das Grab von Bi Sün finden?»

Richter Di antwortete ernst: «Ich, der Friedensrichter, bin eigens hierhergekommen, um seinen Tod zu rächen. Wenn auch die Lebenden wie die Toten ihre Welt für sich haben, so glaube ich doch, daß meine ehrliche, aufopfernde Bemühung von dem Toten dadurch belohnt wird, daß er uns ein Zeichen gibt. Ist Bi Sun eines natürlichen Todes gestorben, so werden wir sein Grab wahrscheinlich nicht finden. Wurde er aber heimtückisch ermordet, so wird seine ruhelose Seele in der Nahe seiner sterblichen Reste umherirren und sich auf diese oder jene Weise bemerkbar machen.»

Vor den Gräbern stehend, versank Richter Di sodann in ein stilles, inbrünstiges Gebet.

Inzwischen war es gerade Mittag geworden. Plötzlich verdunkelte sich die Sonne, ein heftiger Windstoß fegte über den Friedhof und wirbelte Sand und Steine in die Höhe. Dann bildete sich der dunkle Schatten einer undeutlichen Gestalt, die in der freien Luft auf die beiden Männer zuschwebte.

Beim Anblick dieser unheimlichen Erscheinung erbleichte der Wachtmeister Hung, und die Haare sträubten sich ihm. Ängstlich verkroch er sich hinter Richter Di.

Richter Di hingegen blieb unbewegt und sagte mit ruhiger Stimme:

«Ich, Richter Di, weiß, daß dir schweres Unrecht geschah. Doch kann ich nichts für dich tun, wenn ich nicht dein Grab kenne. Weise uns bitte den Weg dahin.»

Ein neuer Windstoß blies die schattenhafte Gestalt über die Grabhügel, und Richter Di und Wachtmeister Hung folgten ihr, bis sie bei einem einsamen Hügel etwas abseits von den übrigen anhielt. Dann löste sie sich mit einem Male auf, der Wind legte sich, und alles war wieder so wie vorher.  - Robert van Gulik (Hg.), Merkwürdige Kriminalfälle des Richters Di. Zürich 1998

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