emut  Demut, die der beste Satiriker nicht besser hätte definieren können als St. Bernardus: contemptio propriae excellentiae* - Demut ist eine aus mißverstandenem Christentume hervorgegangene ekelhafte Kuttentugend und ist und bleibt eine Eselstugend wie die Geduld, die Spitzköpfe den Plattköpfen einreden und auch wohl einbleuen. Der Kapuziner, der sich Frater indignus unterzeichnete, durfte Friedrichs Frage nicht übelnehmen: "Mein Gott, wessen mag der Mensch noch würdig sein, wenn er selbst zum Kapuziner nicht würdig ist?"
* Verachtung der eigenen Vortrefflichkeit  - (kjw)

Demut (2) Der Betrug bei der Demütigung. — Du hast deinem Nächsten mit deiner Unvernunft ein tiefes Leid zugefügt und ein unwiederbringliches Glück zerstört — und nun gewinnst du es über deine Eitelkeit, zu ihm zu gehen, du demütigst dich vor ihm, gibst deine Unvernunft vor ihm der Verachtung preis und meinst, nach dieser harten, für dich äußerst beschwerlichen Szene sei im Grunde alles wieder in Ordnung gebracht — deine freiwillige Einbuße an Ehre gleiche die unfreiwillige Einbuße des andern an Glück aus; mit diesem Gefühle gehst du erhoben und in deiner Tugend wiederhergestellt davon. Aber der andere hat sein tiefes Leid wie vorher, es liegt ihm gar nichts Tröstliches darin, daß du unvernünftig bist und es gesagt hast, er erinnert sich sogar des peinlichen Anblicks, den du ihm gegeben hast, als du dich vor ihm selbst verachtetest, wie einer neuen Wunde, welche er dir verdankt, — aber er denkt nicht an Rache und begreift nicht, wie zwischen dir und ihm etwas ausgeglichen werden könnte. Im Grunde hast du jene Szene vor dir selber aufgeführt und für dich selber: du hattest einen Zeugen dazu eingeladen, deinetwegen wiederum und nicht seinetwegen — betrüge dich nicht!  - (mo)

Demut (3)  Nun sagt unser lieber Herr: „Caro mea, mein Fleisch ist eine wahre Speise, und mein Blut ist wahrer Trank, und wer mich ißt, der bleibt in mir und ich in ihm."

Hier ist sehr zu beachten die abgrundtiefe Demut unsres Herrn, daß er vom Allergrößten schweigt und vom Geringsten spricht. Das Größte ist seine hochwürdige Gottheit, und er spricht von Fleisch und Blut, obgleich die Gottheit und seine heilige Seele vollkommen da sind, so wahr wie das Fleisch und das Blut. Die unaussprechliche, überwesentliche Liebe erhellt wunderbar daraus, daß er sich nicht damit begnügte, unser Bruder geworden zu sein und unsre verächtliche, schwache, verdorbene Natur an sich genommen zu haben, (denn darum ward er Mensch, damit der Mensch Gott würde), - das war ihm nicht genug: er wollte auch unsere Speise werden. Darum sagt Augustin: „Es ist kein Volk so groß, wie das Christenvolk, keines, dem sein Gott so nahekommt wie Gott uns nahegekommen ist." Wir essen unseren Gott. Was für eine wunderbare, unaussprechliche Liebe, daß er diese wunderbare Weise fand! Und diese Liebe geht über alle Sinne, und sollte aller Menschen Herz verwunden, so alles übertreffend ist seine Liebe gegen uns.   - Johannes Tauler, nach (lte)

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