Defaunation  Fossilienfunde zeigen, dass es in den letzten 540 Millionen Jahren insgesamt fünf große Aussterbewellen gab. Nun scheint sich die sechste Welle anzukündigen: Seit Anfang des 16. Jahrhunderts sind mehr als 320 Wirbeltiere völlig vom Erdboden verschwunden. Bei den noch lebenden Wirbeltieren sind 16 bis 33 Prozent unmittelbar vom Aussterben bedroht, bei den Amphibien sind es sogar 41 Prozent. Von den noch fünf bis neun Millionen auf der Erde lebenden Tierarten gehen jährlich 11.000 bis 58.000 unwiderruflich verloren, so Rodolfo Dirzo, der als Biologieprofessor an der Stanford University forscht.

"Wir neigen dazu, das Massensterben bloß als den Verlust verschiedener Arten auf der Erde zu betrachten, aber damit einher geht auch ein Verlust der Funktionsfähigkeit unseres Ökosystems, in dem Tiere eine zentrale Rolle spielen", sagt Dirzo.

Schuld an der drohenden sechsten Aussterbewelle sei der Mensch, weshalb Dirzo von einer Ära der "anthropocene defaunation" spricht, sozusagen einer "Enttierlichung" des Planeten. Die Menschheit zerstört und verschmutzt im großen Stil die Weltmeere und Landflächen, Wälder werden gerodet, Seen versalzen und große Städte entstehen meist dort, wo der fruchtbarste Boden ist - und eben dieser Boden wird großflächig versiegelt und asphaltiert.

Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 35 Jahren verdoppelt, im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Wirbellosen - von Käfern bis hin zu Spinnen und Honigbienen - um rund 45 Prozent verringert. Gerade die Wirbellosen haben keine Lobby, scheinen sie doch im Überfluss vorhanden zu sein. Aber ihr Aussterben kann zu enormen Schneeballeffekten in den verschiedenen Nahrungsketten bis hin zu den Wirbeltieren und Menschen sorgen. Insekten sind die Hauptnahrungsquelle für Vögel, Nagetiere und etliche andere Lebewesen, die wiederum Beutetiere für andere Fleischfresser sind. Ohne Würmer gibt es keinen Humus und damit keine Landwirtschaft. Ohne Honigbienen, die den Großteil unserer Nutzpflanzen bestäuben, gäbe es kaum Äpfel, Kirschen, Gurken, Kaffee und viele weitere Nahrungsmittel. Der ökologische Schneeballeffekt kann also eine Lawine auslösen, kurzum: ein Massensterben. - Patrick Spät, Droht das sechste MassensterbenTelepolis vom 06.08.2014

 

Tiertod Massensterben

 

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