aueressen
Ich bin fest überzeugt, daß mein hartnäckiges Überleben,
außer von den Plänen der Vorsehung oder von den Erhebungen des Karmas, davon
abhängt, daß ich mich, praktisch seit meiner Geburt, niemals des Essens enthalten
habe. Wahrscheinlich habe ich auch vor meiner Geburt gegessen, vermute aber,
daß es sich um eine karge, entönige und aufgezwungene Kost handelte, da sie
mir nicht im Gedächtnis geblieben ist; ein mir befreundeter Kinderarzt versicherte
mir überdies, daß die Fetusse weder Speise- noch Weinkarte kennen, sondern wie
Touristen immer dasselbe Menü vorgesetzt bekommen. Daß ich, indem ich esse,
bis auf den heutigen Tag überlebt habe, bringt mich auf den Gedanken, die Speisen
hätten magische Eigenschaften, enthielten wunderwirkende Geheimnisse, verborgene
Wunderdinge, mit denen wir uns noch nicht hinreichend befaßt haben. -
Manganelli furioso. Handbuch für unnütze Leidenschaften. Berlin 1985