amenstrumpf   Plötzlich hatte sie die Lösung gefunden. Das häßliche müde Gesicht in dem häßlichen sechseckigen Spiegel lächelte das Lächeln einer dummen alten Jungfer, die für ihr bedrückendes Problem eine Lösung gefunden hat: Ja, jetzt wußte sie, was sie zu tun hatte . ..

Simeone sollte büßen!

Sie hob den Rock, löste den rechten Strumpfhalter, zog den Strumpf aus, schlang ihn sich um den Hals und schnürte ein bißchen zu  — gewissermaßen als Generalprobe.

Ausgezeichnet — ganz ausgezeichnet. . . Sie zog noch weiter zu und merkte, wie ihr allmählich die Luft ausging. Noch ein bißchen . . . und noch ein bißchen ... Sie mußte etwas haben, das den Strumpf noch straff um ihren Hals geschnürt hielt, wenn sie schon am Ersticken war und nicht mehr die Kraft hatte, ihn zu halten. Ja, so etwas brauchte sie — und nun hatte sie es gefunden . . . Ausgezeichnet!

Sie nahm den Strumpf vom Hals, zog ihn wieder an, machte ihn am Strumpfhalter fest und schob den Rock wieder über die dicken, kurzen Schenkel.  - Giorgio Scerbanenco, Der Luisa-Knoten. In: G.S., Stirb bei den tiefgekühlten Fischen. Reinbek bei Hamburg 1977 

Damenstrumpf  (2)  «Warum», fragte Susanna, an einem Sandwich à la salade  knabbernd, «warum hast du mir vorhin vor einem Akt in dem Saal der griechischen Statuen gesagt: ‹Schade, daß diese Dame keine Strümpfe anhat!› Sie hatte doch herrliche Beine und wunderschöne Füße?»

«Ja», gab Luciano zu und folgte mit zerstreuten Blicken einer Professional beauty, die in großem Stil mit einem Jüngling mit bleichem, süßlichem, lasterhaftem Gesicht tanzte. — «Ja. Die Statue hatte erträgliche Beine; aber um vollkommen und erregend zu sein, müssen die Beine von einem seidenen Strumpf gehoben werden. Eine nackte Frau hat für einen modernen Mann nichts Erregendes. Schienbeine, Waden und Knie müssen von einem durchsichtigen Gewebe umhüllt sein, um anmutig zu erscheinen. Die Haut ist mit kleinen rötlichen Adern durchzogen, mit Härchen punktiert, von kleinen Unebenheiten verhäßlicht, die die Seide verbirgt; sie erweckt peinliche Eindrücke, die von dem Trikot behoben werden.

Ich», fuhr Luciano fort, «wenn ich ein bloßes weibliches Bein sehe, muß mir vorstellen, wie es sich in einem festanliegenden Seidenstrumpf ausnähme, wenn ich mich erregen will. Andere Männer erregen sich beim Anblick eines verhüllten Körpers, indem sie ihn sich nackt vorstellen. An mir erlebst du das seltsame Paradoxon, daß ich, um mich an einem nackten Körper zu erregen, ihn mir erst bekleidet vorstellen muß.

Wenn ich eines Tages alles Geld für meinen Lebensunterhalt selbst verdienen müßte, würde ich eine Galerie für klassische Reproduktionen eröffnen, aber mit einer Modifikation: Ich würde allen diesen nackten Statuen Strümpfe anziehen, natürlich nur den weiblichen. Kannst du dir die kapitolinische Venus in Strümpfen vorstellen?»

«Allerdings, und ich stelle mir auch die Venus Anadyomene vor, wie sie mit nassen Strümpfen aus dem Meere steigt.» - Pitigrilli, Betrüge mich gut. In: P., Betrüge mich gut. Reinbek bei Hamburg 1988 (rororo 12179, zuerst 1922)

Damenstrümpfe (3)

Damenstrümpfe (4)  Sie hatte ein Paar braune Strümpfe an und sonst nichts. Ihr Haar war zerzaust. An ihrem Hals waren dunkle Würgemale. Ihr Mund war offen, und ihre geschwollene Zunge füllte ihn bis zum Überquellen. Ihre Augen standen heraus, und ihr Weiß war nicht weiß.

Quer über ihren nackten Körper schielten vier wütende karminrote Kratzer neidisch auf ihr weißes Fleisch. Tiefe, wütende Kratzer, eingekerbt von vier wütenden Fingernägeln.   - Raymond Chandler, Die Tote im See. Zürich 1976 (zuerst 1943)

Damenstrümpfe (5)  

 

Damenbein

 

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