ämonenklassifikation »Ich habe gehört, daß die Exorzisten den Besessenen allerlei Plunder aus dem Hals ziehen - merkwürdige Gegenstände wie Ketten und andere Eisendinge und eine Menge Nägel und Scherben aus Glas und Ton. Ich spüre keinerlei Gewicht im Magen, außer wenn es in der Mensa Schnek-ken oder Pfefferschoten gibt.«
»Ich bin kein Experte in Dämonologie, aber falls ein böser Geist von deinem
Körper Besitz ergriffen hat - und das wird uns nur ein Exorzist sagen können
- muß man zuallererst feststellen, zu welcher Kategorie er gehört. Auchdu müßtest
eigentlich wissen, daß es eine Vielfalt von Dämonen gibt, und zwar sowohl nach
Dionysios Areopagita als auch nach Michael Psellos. Für beide handelt es sich um Wesen, die
aus freiem Willen gefallen sind, aber im Unterschied zu Aeropagita folgt Psellos
in seiner Klassifikation den neuplatonischen Theorien, welche die Mehrheit der
Exorzisten stillschweigend akzeptiert. Die höchsten Dämonen - die >Leolurien<
- strahlende, perverse und goldgefiederte Bewohner des Äthers, oder die >Aerien<
-überaus schreckliche luftfressende Dämonen - erwecken zwar Figuren und Visionen
in unserem Gehirn, aber mir ist nicht bekannt, daß sie auch mit Nägeln und Scherben
umgehen können - eben wegen ihrer ätherischen Natur. Wenn es überhaupt Dämonen
gibt, die solche trivialen Gegenstände bei sich haben, dann sind es die >Chthonien<,
die auf der Erdkruste leben, oder jene >Hypochthonien<, die das Innerste
der Erde bewohnen, aber danach streben, an die Oberfläche zu kommen, um überall
hin auszuschwärmen, wobei sie viel Verwirrung unter den Menschen stiften. Kurz
und gut, es handelt sich um eine komplexe Materie, weshalb ich es für ratsam
halte, einen Exorzisten zu Rate zu ziehen.« - Luigi Malerba, Die nackten Masken. Berlin 1995
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