abeisein Auch die unverdorbenen Menschen fühlen eine ehrliche Freude,
wenn sie etwas anerkannt Schönes betrachten dürfen. Diese Freude hat merkwürdige
Abstufungen. Sie enthält zum Beispiel den gleichen Stolz, wie wenn man erzählen
kann, man sei an einem Bankgebäude gerade zu der Stunde vorbeigekommen, wo der
berühmte Defraudant X. daraus entflohen sein müsse; andere Leute beseligt es
schon, die Stadt zu betreten, wo Goethe acht
Tage geweilt hat, oder den angeheirateten Vetter der Dame
zu kennen, die als erste den Ärmelkanal durchschwommen hat; ja, es gibt Menschen,
die es bereits als etwas Besonderes empfinden, überhaupt in einer so großen
Zeit zu leben. Es scheint sich immer um irgendein Dabeigewesensein zu handeln;
aber zu leicht darf es im allgemeinen nicht sein, es muß einen Hauch von persönlicher
Erlesenheit besitzen. Denn so sehr die Menschen es leugnen, indem sie behaupten,
ganz von ihren Tätigkeiten ausgefüllt zu sein, haben sie eine kindische Freude
an persönlichen Erlebnissen und jener nicht zu beschreibenden Bedeutung, die
man durch sie erhält. Ihr «persönliches Schicksal»
berührt sie dann, was eine ganz sonderbare Sache ist. «Eben hatte er noch mit
mir gesprochen, und dann glitt er aus und brach sich das Bein...!»: wenn sie
so etwas sagen können, fühlen sie, daß hinter dem großen blauen Fenster mit
den Wolkengardinen jemand lange gestanden ist und sie angeschaut
hat. - (
nach
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